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ars-imago Lab-Box

In der Analogen Fotografie sind Neuheiten wie die ars-imago Lab-Box eher selten anzutreffen. Die überwiegende Mehrheit der Bilder von heute werden digital hergestellt, doch Liebhaber der klassischen Fotografie wissen ein Negativ oder Dia noch sehr zu schätzen und das nicht nur, weil auch auf die altmodische Art exzellente Bilder produziert werden können.

Übrigens: Die schnelle Schwarz-Weiss-Entwicklung zu Hause, gibt es jetzt als Podcast.

Wer sich allerdings den Weg zum Fotolabor sparen will oder generell lieber der eigene Herr über die Entwicklung sein möchte, der braucht ein wenig Ausrüstung. Normalerweise ist das Wechselsack und eine Entwicklungsdose, sowie Mensuren, Chemie, Klemmen, etc. Der Film wird dabei in der Dunkelheit des Wechselsackes – im Blindflug – aus der Patrone gezogen und in die Spule gefädelt. Eine Alternative dazu sind Tageslichtentwicklungstanks, die den Film ohne Wechselsack auf die Spule bekommen. Das ist eine sehr praktische Geschichte.

Die Lab-Box von ars-imago ist eine Neuinterpretation der alten Agfa Rondinax, bei der aber doch etwas an Innovation eingeflossen ist. Die Lab-Box kann nicht nur Kleinbildfilm, sondern auch 120er Film ohne Wechselsack in den Tank befördern. Das macht diesen Entwicklungstank ziemlich interessant. Außerdem ist die Lab-Box aktuell die einzige Tageslichtdose, die man neu kaufen kann.

Ich habe eine gewisse Hassliebe zu meiner Jobo 2400 aufgebaut und es hat lange gedauert, bis ich den Dreh (im wahrsten Sinne des Wortes) heraus hatte, trotzdem bin ich mit ihr glücklich geworden. Und die Lab-Box? Kann sie alles besser?

Chemie dringt bei der Lab-Box bis zur Patrone. Schlecht für wiederbefüllbare Patronen.

Leider nein. Das für mich allergrößte Manko ist, dass die ars-imago Lab-Box nicht geschlossen ist. Man kann mit ihr keine Kippentwicklung machen. Die Jobo 2400 ist wie eine normale Dose aufgebaut, d.h. ich kann während der Kippentwicklung durchs Haus laufen und parallel andere Dinge tun. An dieses „freie“ Entwickeln habe ich mich gewöhnt. Die Lab-Box muss auf einer ebenen Fläche stehen und lässt bei voller Befüllung die Chemie sehr leicht herausschwappen. Der Schlitz ist zudem sehr klein und es dauert recht lange die Chemie zu wechseln. Dabei lässt sich die Flüssigkeit noch recht gut entleeren, aber das Befüllen dauert zu lange.

Man kann entweder 500ml einfüllen und eine intermittierende Entwicklung machen, indem man die Kurbel alle 30 Sekunden dreht, oder mit 270ml durchgehend kurbeln. Es macht überhaupt keinen Spaß 12 Minuten durchgehend an der Kurbel zu drehen. Mir wäre es lieber, die Lab-Box hätte einen verschließbaren Deckel, damit man eine anständige Kippentwicklung machen kann. Die 19,- Euro Kurbel ist offen gesagt: Mist. Der Griff ist nicht gelagert und verkantet sich leicht und macht die Kurbel schwergängig. Gleichzeitig quietscht die Kurbel, was nach einer 10 Min. Entwicklung wirklich nervt.

Die Kurbel funktioniert nur an einer Tischkante, oder wenn man etwas unter die Lab-Box legt.

Bevor man überhaupt soweit ist, will der Film eingespult werden. Es ist etwas fummelig, den Clip an den Film zu bekommen. Noch fummeliger ist es, einen aufgewickelten Film durch den Schlitz des Schneidwerks zu bekommen. Danach will der Film sehr behutsam gekurbelt werden. Dreht man zu schnell kann sich alles verhaken und man steht dann vor der Wahl: Wechselsack oder Film beschädigen. Dreht man langsam, lässt sich der Film aber recht gut auf die Spule ziehen. Ich habe immer über das etwas störrische Aufspulen der Jobo 2400 geflucht, doch gegen die ars-imago Lab-Box flutscht der Film wie von alleine in die Jobo.

Die Öffnung ist einfach zu klein für einen schnellen Chemiewechsel.

Die Summe der Handgriffe, die nötig sind um einen Film durch die Lab-Box zu ziehen, ist viel größer als bei der Jobo. Die allerdings kann aber kein 120er Film. Hier spielt die Lab-Box einen echten Vorteil aus… und verspielt ihn gleich wieder, denn auch hier gibt es viele Handgriffe und einen störrischen Umschalter, bei dem ich immer 4-5x hin und her ruckeln muss, bis die jeweilige Position eingestellt ist. Das Herausfischen des Klebestreifens bevor man den Clip anbringt ist auch so eine Sache für sich. Ich bewerte das mal nicht. Jedenfalls bin ich mit Wechselsack und Standarddose erheblich schneller einen 120er Film aufzuspulen.

Trotzdem ist es schon eine schöne Sache eben keinen Wechselsack zu brauchen.

Die Lab-Box hinterlässt einen gespaltenen Eindruck. Einerseits ist sie ein Universalgerät für die 2 klassischen Filmtypen bei Tageslicht, andererseits hat sie leider sehr viele Macken und Schwächen. In der Form wie sie heute ist, wird sie das Entwicklen bei Tageslicht nicht revolutionieren und es wird spannend sein zu sehen, ob es für das Konzept eine Weiterentwicklung gibt.

Ein weiterer sehr großer Schwachpunkt ist, dass die Filmpatrone mit der Chemie in Berührung kommt. Für jeden, der Filme selbst aus Meterware in wiederbefüllbare Patronen spult, ist die Lab-Box ungeeignet, weil der Filz des Patronenmauls durch die Chemie beschädigt wird. Bei der Jobo 2400 kommt die Patrone nicht mit der Chemie in Berührung. So macht man das!

Der Deckel ist verkantet.

Der Deckel will gleichmässig nach oben gezogen werden. Fehlt es an Gleichmässigkeit, schnellt der Deckel an einer Seite nach oben und verkeilt sich. Es wird sich zeigen, wie lange der Deckel dabei unversehrt bleibt.

Die Lab-Box funktioniert irgendwie, aber irgendwie ist die gesamte Bedienbarkeit einfach nicht gut. Im direkten Vergleich ist eine Jobo 2400 um Welten besser. Aber diese gibt es nicht mehr und die Lab-Box kann Mittelformat.

C-41 ist mit der Lab-Box eine Farce. Die Prozesstemperatur kann nicht gehalten werden und der Chemietausch inkl. der Zwischenwässerung braucht zuviel Zeit. Natürlich kommt ein Negativ zum Vorschein, aber von reproduzierbarer Qualität kann man mit der Lab-Box nicht sprechen.

Die Lab-Box eignet sich recht gut für Einsteiger, die selten und nur SW in fertigen Patronen entwicklen und dabei den Tank komplett füllen. Wer Mittelformat nicht braucht, sollte eindeutig nach einer gebrauchten Jobo 2400 suchen, oder in der Konsequenz sich mit einem Wechselsack anfreunden.

Zum Abschluss: Die bisher entwickelten SW Filme sind gut geworden, also nicht zu beanstanden. C-41 hat nicht gut funktioniert. Mittelformat ohne Wechselsack macht Spass. Als 35mm Tank wird die Lab-Box bei mir nicht mehr zur Verwendung kommen.

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22 Kommentare

  1. Frank 26. August 2019

    Danke, Matz. Ich kann das zu 100 Prozent unterschreiben. Für mich auch ganz unschön, ist das die Patrone naß wird. Für soviel Brimborium um die Lab-Box ist wenig dabei herauskommen. Und darauf habe ich 2 Jahre gewartet 😟

  2. tilo 26. August 2019

    ich finde die labbox ganz gut. die jobo kannte ich als newbee gar nicht. ich habe mit dem starterkit von fotoimpex angefangen und komme mit wechselsack und paterson tank nicht so gut klar.
    gibt es eigentlich noch andere entwickungstanks, die man ohne wechselsack benutzen kann?

    • Matz 26. August 2019 — Autor der Seiten

      Hallo Tilo,
      es gibt noch die alte Agfa Rondinax, die man durchaus mal bei Auktionshäusern findet und eben die Jobo 2400. Ob es noch weitere Alternativen gäbe, kann ich Dir auch nicht sagen. Wenn Du schon eine Lab-Box hast, dann bleib dabei. Wenn nicht und 120 für Dich kein Thema ist, suche nach einer Jobo 2400.
      Gruss, Matz

  3. Alex 4. September 2019

    Ich habe die ersten Filme mit der LabBox im Urlaub entwickelt und bin insgesamt ganz zufrieden. Gerade das Einfädeln des Films auf die Spule ist im Wechselsack ziemlich nervtötend. Das geht mir der LabBox deutlich einfacher. Das permanente Kurbeln ist schon monoton, stimmt. Und man kann keine 2 KB-Filme gleichzeitig entwickeln wie bei meiner Patterson.
    Mein Fazit: Ich bin froh ab und zu mal keinen Kampf im Wechselsack führen zu müssen. Wenn mehrere Filme auf einmal zu entwickeln sind ist die LabBox nicht optimal. Ich werde sie als Ergänzung einsetzen.

  4. Theo 5. September 2019

    Ich habe ähnliche Erfahrung mit der Lab-Box gesammelt. Ich habe nur die Version 135 ohne Kurbel und finde die Box 50/50 Gut/Schlecht. Entwicklung mit vollem Tank ist eine Kleckerei und bei mir hakelt das Einspulen immer wieder. Vielleicht habt ihr Tips dazu?

    • Matz 5. September 2019 — Autor der Seiten

      Es ist wichtig, den Clip exakt mittig anzusetzen, sonst läuft der Film nicht gerade. Nicht zu schnell und nicht zu langsam drehen. Das braucht wahrscheinlich etwas Übung. Die Lab-Box ist wie sie ist 😉
      Gruss, Matz

  5. Ansgar 6. September 2019

    Danke für den Beitrag, Matz.
    Nach 25 Jahren mit der Rondinax und der Jobo habe ich jetzt auch die Lab Box und bin genauso enttäuscht wie Du. Ich benutze fast ausschließlich befüllbare Patronen und halte es für eine echte Fehlkonstruktion, die Patrone mit Fotochemie versauen zu müßen.
    Grüße vom See

  6. Ernst Kelping 16. September 2019

    Ich bin mit der Lab-Box auch nicht zufrieden. Meine Leica Dosen werden, wie Du auch schreibst, in Entwickler gebadet, was ich sehr ungeschickt gelöst finde.
    Zudem ist das Messer vom 135er Zusatz nach wenigen Benutzung total verrostet! Die Lab-Box ist ein hübscher Blender aber von meiner Warte aus untauglich.

    • Matz 16. September 2019 — Autor der Seiten

      Das Schneidemesser meiner Lab-Box ist ebenfalls verrostet.

      Gruß, Matz

  7. Daniel 3. Dezember 2019

    Ich weiss jetzt nicht, ob du den Sinn und die Möglichkeiten so ganz begriffen hast. Deine negativen Eindrücke sind, gelinde gesagt, lächerlich.

  8. Andreas 3. Dezember 2019

    Ich hab immer wieder das Problem mit meiner Labbox, daß der Film kurz vor Ende aus der Spule knickt. Habt ihr irgendeinen Tip für mich?

    • Matz 3. Dezember 2019 — Autor der Seiten

      Hallo Andreas,
      ich kann Dir da auch nur raten, den Clip schön in der Mitte anzubringen und gleichmässig, weder zu schnell noch zu langsam zu drehen.
      Gruss, Matz

  9. Jonas Heitmüller 4. Dezember 2019

    Und ich dachte schon, ich wäre alleine mit den Lab-Box Problemen:
    – Messer verrostet
    – Entwickler läuft in Filmkanister
    – Kurbel klemmt
    – Einspulen sehr zickig
    Trotzdem kommen aber ganz brauchbare Negative ans Tageslicht. Mit dem Aufspulen im Wechselsack komme ich noch schlechter klar, als mit der Box.

    Viele Grüße, Jonas

  10. Florian 5. Dezember 2019

    Vielen Dank, daß ich hier endlich mal einen Bericht lesen darf, der nicht durch die rosarote Brille geschrieben ist und lege noch einen drauf.
    Meine Lab-Box zieht in jeden Film schön mittig einen Telegrafenmasten, weil die Emulsionsseite über den scharfen Spalt von dem Führungsteil gezogen wird 🙁

  11. Ansgar 10. Dezember 2019

    Schaut Euch das an:
    https://www.youtube.com/watch?v=hWiYwYhGyzM
    Dem braucht man nichts mehr hinzufügen.

  12. Peter W. 8. Januar 2020

    Meine Lab-Box ist ohne mein Zutun gerissen. Von einer Ecke ausgehend einmal diagonal nach unten. Weiters kann ich die negativen Berichte nur bestätigen.
    Danke für die offene Berichterstattung hier.

    Grüße, Peter

  13. Hardy 29. April 2021

    Ich habe etwa 30 s/w-Filme (nur 120er) mit der Lab-Box entwickelt. Jetzt begann ein Problem: Der 120er Rollfilm scheint sich beim Einspulen auf die Spirale verkantet zu haben. Jedenfalls hatte er nach dem Entwickeln und Fixieren Knicke an den Rändern. Außerdem aber hat er auf etwa 3-4 folgenden Negativen große milchige Flecken, die nur teilweise entwickelt wurden. Weiß jemand, ob die Flecken davon kommen, dass übereinanderliegende Schichten des Filmes an manchen Stellen auf der Spirale einander berührt haben?
    Ansonsten bin ich mit der Box zufriedener als mit der Dosen-Entwicklung, die ich früher gemacht habe. War mir zu viel Gefummel in der Dunkelkammer beim Einspulen des Filmes (damals Kleinbild). Für eine kurze Antwort wäre ich dankbar.

    • Matz 30. April 2021 — Autor der Seiten

      Hallo Hardy,
      meine Lab-Box ist schon lange kaputt, daher kann ich Dir die Frage leider nicht beantworten. Die 120er Filme, die ich damit entwickelt habe, waren OK. Allerdings habe ich 2x das Einspulen abgebrochen und den Film im Wechselsack in eine konventionelle Dose gespult, weil sich der Film in der Lab-Box verkantet hatte. Ich wollte den Film nicht riskieren.
      Gruss, Matz

    • Johann Warnecke 2. Mai 2021

      Ich habe das Problem schon von Anfang an. Nehme aktuell wieder meinen Paterson, weil mir meine Bilder wichtiger sind, als die Bequemlichkeit.
      Wäre aber auch an des Rätsels Lösung interessiert.

      Joe

    • RCV 13. Dezember 2021

      Hallo, habe leider das identische Problem. Die Flecken sind bisher nur bei Formapan Filme bei mir aufgetreten. Hat sich hier etwas geklärt?

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