Wer um Himmels Willen baut sowas ? Eine Sattelbreite von 43mm, 5 (in Worten: Fünf) Saiten, Shortscale, Saitenabstand am Steg von 15mm. Dazu eine Optik, als wäre das Ding 100 Jahre alt. Beim Ibanez AGBV205 liegen Saiten und Spielbereich zu kompakt und eng beieinander, dass man eher denkt, eine Gitarre zu spielen. Für uns Bassisten also nicht zu gebrauchen? Das kommt darauf an. Ich habe tatsächlich nach sowas gesucht!
Vorgeschichte
Ich war auf der Suche nach Ersatzteilen, weil mir die verwegene Idee gekommen war, einen meiner Höfner Shorties auf 5 Saiten umzubauen. Damit 5 Saiten beim Höfner auf den Hals passen, brauche ich rechnerisch eine Brücke mit 15mm (oder weniger) Saitenabstand. Ich bin an enge Saitenabstände am Bass gewöhnt und spiele im Grunde nur noch 5-Saiter mit High-C Besaitung. Also warum nicht etwas Shorty-5-Saitiges. Auf der Suche im Netz, fand ich dann den Ibanez Ersatzteilshop, wo eine Brücke angeboten wurde mit 15mm Saitenabstand. Und zwar passend für einen Ibanez Bass. Ach nee: Was mag das denn für Bass sein.
Suchen, Finden, Klick
Da der Ibanez AGBV205A-TCL in 2016/2017 gebaut und angeboten wurde und es aktuell so etwas bei keinem Hersteller zu kaufen gibt (2025), half ein Bassistenforum weiter und konnte ich schnell und unkompliziert den kompletten Bass erwerben.

Verrückt
Der Ibanez AGBV205A-TCL ist genauso verrückt, wie seine technischen Daten und das im positiven Sinn. Ich kann mich aber auch noch zurückerinnern, als ich das erste mal einen 5-Saiter mit 16,5mm Saitenabstand in den Händen hatte, nach dem ich zuvor nur 4 Saiten mit 19mm am Steg und 42mm Sattel gespielt hatte: Ich habe dauernd danebengegriffen und Fingersalat produziert. Aber das ist lange her und heute kann mir das nicht mehr kompakt genug sein. Und haut der Ibanez AGBV205 genau in die richtige Kerbe. Shortscale und eng wie eine Gitarre mit 5 Saiten. Yeah, Strike 🙂
Bau- und Materialqualität
Bei einem gebrauchten Bass mag ich das gar nicht beurteilen, aber der Ibanez AGBV205 ist vollkommen Ok. Die Tuner – auch wenn die vom Design toll passen – haben Spiel und vermitteln keine Qualität. Die Stimmung hält aber gut und man kann sehr ordentlich stimmen. Die letzen 6 Bundstäbchen zum Steg hin sind nicht vernünftig abgerichtet. Auch wenn die Saitenlage gerade noch so ok ist, aber 2,8mm ab 12. Bund ist schon viel. Da werde ich also noch nacharbeiten müssen. Das war es aber auch schon mit Kritik. Der Hals ist perfekt gerade und die Bespielbarkeit sehr gut.

Specs & Handling
Mit 3,6 kg ist der Ibanez AGBV205 kein Leichtgewicht, wie der Body es vermuten lässt. Allerdings ist er nunmal „nur“ ein Semi-Hollowbody. Entsprechend verläuft durch den Korpus ein massiver Centerblock. Vorteilhaft ist dabei aber die niedrige Neigung zum Feedback. Auch wenn Ibanez in den Specs eine Sattelbreite von 45mm angibt, sind es bei meinem 43 nachgemessene Millimeter. Im unteren Register sind die Saiten daher so dicht, wie bei einer Gitarre: Herrlich… (ok, muss man mögen). Mit High-C Tuning schreit der Bass geradezu nach Bass-Solo und Akkorden.
Sound
Und und das ist ja auch nicht ganz unwichtig. Das Bassfundament ist mächtig. Im Jazz mit einem hübschen röhrigen Amp-Clone klingt das erstklassig. Beide Pickups sind wie beim AFB200 erstaunlich gut. Und solieren, jammen, loopen und High-C Stimmung macht extrem viel Spaß. Der AGBV205 ist eine perfekt Ergänzung für das Arsenal.
Kleine Looper Improvisation: Phrase 1 = Bass Track auf Neck Pickup mit Tone auf 3, Phrase 2 = Chords Hohes Register auf beiden Pickups mit Tone auf 6, Phrase 3 = Solo Improvisation auf Bridge Pickup mit Tone auf 10.