Juni 2023 – zwei Jahre rein elektrischen Fahrens liegen hinter uns. Mit unserem e-Golf haben wir schon längere Erfahrung mit der E-Mobilität, konnten aber immer auf unseren alten Verbrenner zurückgreifen, wenn der e-Golf an seine Grenzen kam. Doch damit war vor 2 Jahren Schluss. Mit dem Kauf des ID.4 verließ der letzte Verbrenner zeitgleich unseren Haushalt. Kein Plan B mehr für spontane Langstreckenfahrten, sondern einfach nur die Gewissheit: Jetzt muss die E-Mobilität funktionieren.
Alltag ist nicht Langstrecke
Man darf sich einfach nichts vormachen, denn die kleinen elektrischen Stadtautos mit überschaubar großen Batterien haben ihre Grenzen. Mit dem e-Golf können wir absolut perfekt unseren Alltag bestreiten, doch wenn die Batterie gerade mal leer ist und Du musst ganz spontan einspringen, um eine junge Sportlerin zu einem wichtigen Spiel zu fahren, dann schafft der e-Golf mehr Probleme als er je lösen könnte. Aus dieser Erfahrung heraus, sehe ich die ganzen “Kleinbatterie” Konzepte auch eher kritisch. Nun sind wir Kleinstadtbewohner mit ausreichend Platz und so will ich niemanden den Stadtflitzer ausreden, aber einen 1000 Km Trip macht man mit solchen Fahrzeugen eben nicht mal eben.
Geplant: Worauf es ankommen sollte
Vor dem Kauf des ID.4 und mit der Erfahrung des e-Golf, war für mich klar: Ein Verbrennerersatz muss in der Lage sein mindestens 300 Km am Stück fahren zu können und dann genug Puffer haben, um stressfrei eine Ladepause aussuchen zu können. Und das nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter. Anfang 2021 gab es da noch nicht so viel Auswahl auf dem Markt, bzw. von den vielen angekündigten Modellen war nur der ID.4 der Kandidat, der sich anschickte das Reichweitenkriterium zu erfüllen. Die erste Probefahrt ließ erkennen, dass der ID.4 sein Versprechen erfüllen könnte. Also haben wir Nägel mit Köpfen gemacht: Hallo ID.4 und tschüss Verbrenner!
Geliefert
Schon auf den ersten ausgedehnten Wochenendausflügen zeigte der ID.4, dass er der perfekte Verbrennerersatz sein wird. Der erste Trip (damals noch auf 100% aufgeladen) ging an die Nordseeküste. Hin und zurück 300 Km und zuhause waren noch 200 Km Restreichweite übrig. Wow! Der erste große Bike-Urlaub in die Alpen zementierte das Langstreckenkönnen des ID.4 mehr als eindrucksvoll: Mit 11,5 Std. für 910 Km (inkl. der Pausen, die wir auch mit dem Verbrenner stets gemacht haben) reisen wir genauso schnell wie zuvor mit dem Dinosaurier.
Tiefenentspannt
Ab diesem Punkt war klar: Wir brauchen keinen Verbrenner. Absolut gar nicht. Was aber nun folgte war eine neue Lust auf Autofahren. In den letzten 2Jahren sind wir fast doppelt so viele Kilometer gefahren, wie zu Verbrennerzeiten. Reichweitenangst war gestern. Der ID.4 hat sich als extrem verlässlicher und bequemer Partner erwiesen. Und was macht man da also? Genau: Man treibt es auf die Spitze!
Langer Kurztrip
Es ist Anfang März 2022. Bei Abfahrt morgens kurz vor 8 Uhr sind es -3°C. Höchststrafe für das E-Auto. Der Akku ist zu 97% geladen. Wir fahren von Verden nach Bochum und weiter nach Witten. Dann wieder zurück nach Verden, sammeln Freunde ein und fahren nach Hannover und wieder zurück nach Verden. 800 Km waren es am Ende in Summe. Zwischendrin habe ich 2x geladen. 1x während der Mittagspause und 1x kurz vor Verden noch 15 Min. lang etwas nachgeladen für den Rest des Tages. Ich kenne genug Menschen, die mir immer wieder sagen, dass genau sowas mit einem E-Auto nicht geht. Doch ihr Lieben: Genau das geht ohne Probleme.
Winter
Ist eine Jahreszeit. Der ID.4 reisst auch bei Kälte die 300 Km Marke ziemlich entspannt. Mit Winterreifen und Heizung ist die Reichweite zwar geringer, aber immer noch ausreichend für jede Spontane Idee.
Tankstellenzwang
Als Arbeitnehmer schnappe ich mir das Auto, um die 21 Km zur Arbeit und wieder zurück zu kommen. Da ich während der Arbeit keine Zeit habe mich an Tankstellen herumzutreiben, muss ich das wie alle anderen Arbeitnehmer morgens oder abends machen. Und oh Wunder: Den Rhythmus haben die anderen auch drauf. Dazu noch der Versuch möglichst günstig an Sprit zu kommen führt zur folgenden Realität. Die 2 Tankstellen zwischen Haus und Arbeit sind zwischen 17 und 19 Uhr überfüllt. Immer wieder die gleiche Show. Ich rolle auf die Tankstelle, alle Säulen sind belegt und 5 bis 6 andere sind vor mir an der Reihe. Eine normale Tankpause im Alltag dauerte bei mir mind. 30 Minuten. 30! Klar ich kann auch am Wochenende tanken oder vielleicht um 3 Uhr nachts… Achso, um die Uhrzeit hat bei uns keine Tanke offen. Anders gesagt: Beim Sprit muss ich mich unterordnen. Ich war immer abhängig von anderen.
Freiheit
Das E-Auto schmiegt sich in den Alltag wie ein Handy. Wenn man es nicht braucht bekommt es Strom. Ganz unauffällig nebenbei. Strom fließt sogar um 3 Uhr nachts aus der Wallbox… während ich schön schlafe. Ich muss mich an keiner Tankstelle mehr anstellen, Benzol einatmen oder mich an der Sauberkeit der Tankanlage erfreuen. Das E-Auto ordnet sich komplett meinem Alltag unter und nicht umgekehrt. Je mehr man das begreift, desto unsinniger erscheint einem das Konzept des Verbrenners. Das E-Auto schränkt nicht ein, es befreit!
Kosten
Welche Kosten? Provokant, aber irgendwie richtig. Die gesamten Betriebskosten des e-Golf oder des ID.4 (Energie, Wartung, Steuer und Versicherung) liegen jährlich 2000,- unter den Kosten des Verbrenners. Wartung gibt es ja fast gar nicht. Kein Motoröl, kein Getriebeöl, kein Diesel/Benzin, keine Luftfilter, keine Zündkerzen, kein Auspuff, kein Bremsenverschleiß. Jahreswartung des alten Diesels: Im besten Fall 650,- ohne großen Verschleiß. Wartung e-Auto bei VW alle 2 Jahre inkl. Bremsflüssigkeit, Pollenfilter, Scheibenwischer: 400,- Der Mix aus Öko- und Solarstrom lässt uns extrem kostengünstig durch die Gegend fahren. In der Summe ist das E-Auto einfach nicht zu schlagen. Selbst mit teuerem DC Strom aus öffentlichen Schnelladern, ist das E-Auto noch weit vorne. Ja und selbst mit den gestiegenen Energiekosten liegt das e-Auto deutlich vor dem Verbrenner.
Photovoltaik
Selbst mit einer kleinen Anlage kann man sich günstig betanken. An einem sonnigen Tag reicht die Energie aus 4-5 modernen Modulen aus, um den 230V Ladeziegel zu aktivieren. Man kann also schon mit einem etwas üppiger dimensioniertem Balkonkraftwerk das E-Auto solo laden. Wenn die Anlage nur 2 kW in der Spitze schafft, kann man sich über ein sonniges Wochenende schon die kommende Arbeitswoche mit 100% Solarstrom sichern. Ab 3 Modulen (ca. 1 kWp) kann man sinnvoll den Stromverbrauch spürbar reduzieren und hat eine schnelle Amortisation. Kann man eigentlich zu Hause selbst Benzin erstellen?
Ladestreß
Die gnadenlose Realität mit dem ID.4 sieht so aus: Du warst gerade 300 Km auf der Autobahn unterwegs und willst eine Pause. Ladestand 35%. Du steckst an und gehst in den Burgerladen. Vorher schnell nochmal den Biotank leeren und ab zum Bestellterminal. Blick in die App: Ladestand 40%. Eine Bestellung für 3 Personen und ein Bezahlvorgang: Ladestand 50%. Essen abholen, Tisch suchen, die ersten 3 Bissen des Burgers: Ladestand 60%. Esst schneller, Auto ist gleich voll. Was für ein Streß! Von wegen Ewigkeiten auf das Laden warten. Die Mannschaft ist satt und will los: Ladestand 85%. Genauso erleben wir es immer wieder. Ich habe nur ganz selten mal bewusst auf das Laden gewartet. Die kurze Zeit verfliegt wie im Flug. Der Ladestress wurde in den 2 Jahren aber nicht weniger. Danke der Weiterentwicklung bei VW und den Softwareupdates, lädt der ID.4 heute in 29 Minuten von 10 auf 80% und wenn die Bedingungen (Temperatur, Ladesäule) optimal sind sogar von 14% auf 86% in 25 Minuten (reale Werte bei Ionity im Mai 2023).
Fazit
Garantiert nie wieder Verbrenner – soviel ist sicher. Die E-Mobilität passt zu uns deutlich besser als andere Arten der individuellen Fortbewegung, was aber auch heißt: Fahrrad und Bahn bleiben weiterhin optimale Alternativen für das Auto. Aber wenn Auto, dann bitte mit Strom.
Holger 15. Mai 2022
Der Bericht macht mir Mut endlich auf die E-Mobiltät zu wechseln. Aus Deiner Sicht; würdest Du den ID.4 nochmal nehmen, oder etwas anderes empfehlen ?
Matz 15. Mai 2022 — Autor der Seiten
Hallo Holger,
aus meiner Sicht muß ein E-Auto in der Lage sein unter allen Umständen mind. 300 km auf der Autobahn zurücklegen zu können. Wenn die Bedingung erfüllt ist, wäre es mir persönlich relativ egal welche Marke und Modell es ist. Das Auto muß am Ende ja zu Dir passen. Ich würde den ID.4 ohne Nachdenken nochmal nehmen, weil er meine Anforderungen voll erfüllt. Der Skoda Enyaq, Audi Q4 Etron, Hyndai Ioniq 5 und die BMW I Modelle sind genauso gute Optionen.
Gruß, Matz
Holger 18. Mai 2022
Ich überlege zwischen Tesla Model Y, VW ID.4 und Audi Q4 etron. Die anderen gefallen mir optisch nicht so. Beim VW ließt man viel von Softwareproblemen. Wäre mir da unsicher!?
Matz 18. Mai 2022 — Autor der Seiten
Hallo Holger,
in den Foren wird zu dem Thema sehr viel Mist geschrieben und ich denke absolut nicht, das es ein Softwareproblem gibt, was mich als User irgendwie interessiert. Der ID.4 funktioniert für mich im Alltag absolut einwandfrei. Ob VW heute, morgen oder gar nicht mit einem Update kommt, ist mir vollkommen egal, weil das Auto auch so funktioniert. Am besten machst Du Dir ein eigenes Bild auf einer ausgedehnten Probefahrt.
Gruß, Matz
P.s.: Mit keinem Deiner Wunschautos machst Du etwas falsch. Hauptsache elektrisch, Hauptsache kein Verbrenner.
Simon 29. Juli 2022
Toller Bericht!
Mich würde mal interessieren, wie Du das Fahrwerk und den Sitzkomfort bewerten würdest. Insbesondere bei Langstrecken und falls es Dir möglich ist, im Vergleich zu einem Tesla Model Y.
Grüße, Simon
Matz 29. Juli 2022 — Autor der Seiten
Hallo Simon,
für mich persönlich muss so ein Alltags-Familien-Auto in erster Linie komfortabel und leise sein. Das Fahrwerk ist auch meiner Sicht ideal abgestimmt auf einen leicht sportlichen Komfort. Tiefliegende Kanaldeckel, Querfugen und allgemein schlechte Strecken meistert das Fahrwerk absolut souverän. Die Sitze – und das hatte ich im Hauptartikel zum ID.4 schonmal im Nebensatz erwähnt – gehören zu den Besten, die ich je in einem Auto hatte. Fahrwerk und Sitze sind aus meiner Sicht also exzellent. Den Vergleich zum Model Y kann ich nicht seriös ziehen, da ich das Auto nur zur Probe bewegt habe. Allerdings und das muss ich auch einfach so für mich eingestehen, empfand ich das Model Y Fahrwerk als umkomfortabel, polterig und zusammen mit den für mich wirklich schlechten Sitzen als vollkommen untauglich. Ich denke aber, das ist eine persönliche Geschmacksache und mein Eindruck ersetzt keine eigene Erfahrung. Buche Dir am besten mit beiden Fahrzeugen eine Probefahrt und vergleiche selbst.
Gruss, Matz
Simon 29. Juli 2022
Hallo Matz,
Danke für Deine Einschätzung. Ich bin als Beifahrer im Model Y über eine lange Strecke mitgefahren und fands grausam. Die Sitze und das Fahrwerk waren für mich das Schlechteste ever. Deswegen auch die Frage zum ID.4, den ich noch nicht ausprobiert habe. Wir sind auch MTBiker und wollen auf E umsteigen. Die Strecke von Münster ins Salzburger Land muß sich für uns gut fahren lassen.
Grüße, Simon
Matz 29. Juli 2022 — Autor der Seiten
Hallo Simon,
Da habt Ihr ja den gleichen Anwendungsfall wie wir 🙂
Unser Lieblingsrevier ist Leogang. Von Verden aus sind das 900 Km. Mit dem ID.4 fährt sich die Strecke wie von selbst und wir kommen tiefenentspannt am Ziel an. Die Ionitys verteilen sich auch noch absolut perfekt zur Reichweite an der Autobahn entlang. Mit dem ID.4 kannst Du in dem Fall nichts falsch machen.
Gruss, Matz