Lichtgriff

Messsucher Fotografie, Elektrisches und Bass

Analog C-41

Die C-41 Entwicklung von Farbfilmen ist zwar etwas aufwändiger als die klassische SW-Entwicklung, da 3-4 Bäder anstatt 2-3 Bäder erforderlich sind und die Prozesstemperatur recht genau eingehalten werden muss, aber dennoch keine große Hürde.

Viel problematischer ist die Lebensdauer der fertigen Farbentwickler-Arbeitslösung. Standardmässig muss für 1 Liter Arbeitslösung je 100ml Part A, B, C und 10ml Starter mit 690ml Wasser angesetzt werden. Diese Lösung hat eine Lebensdauer von ca. 8-12 Wochen; je nach Lagerungsmethode. Die Kapazität des Ansatzes beträgt nach Herstellerangaben bis zu 20 Filmen. In der Praxis lassen sich 16 KB Filme zu gleichen Teilen der ASA 100, 200, 400 entwickeln. Ab ASA 800 schlägt der Verbrauch wie bei 2 Filmen bis ASA 400 zu Buche. Rollfilme kann man mit 1,5 KB Filmen veranschlagen. Nach meinen Erfahrungen sinkt die Qualität nach dem 16. Film rapide ab. Das Ganze wird durch das Alter des Ansatzes verschärft. Ein 8 Wochen alter Ansatz, der den 15. Film entwicklen soll liefert meist schon ein sehr flaues Ergebnis und das gleiche mit einem 12 Wochen alten Ansatz bringt kaum noch etwas Erkennbares auf dem Negativ zum Vorschein.

Wenn man z.Bsp. nach einem Urlaubstrip mit seiner kompakten Meßsucherkamera 10 Filme zu entwicklen hat, kann man sinnvollerweise den Entwickler komplett ansetzen. Wenn man aber nur gelegentlich entwickelt, stellt die Entwicklerlösung ein Problem dar: Habe ich innerhalb von 8 Wochen keine 16 Filme, muss ich den Entwickler entsorgen.

Übrigens sind Bleiche und Fixierer dabei nicht das Problem, da diese Lösungen erheblich länger haltbar sind, als der Entwickler. Wie sich inzwischen gezeigt hat, funktionieren diese Ansätze auch noch nach ca. 2 Jahren. Daher setzte ich Bleiche und Fixierer auch stets als komplette 1 Liter Arbeitslösung für die Nennkapazität von bis zu 28 Filmen an (Herstellerangabe). In meiner Strichliste notiere ich die Verwendungen und tausche nach 25 Benutzungen die Lösung aus.

Für eine OneShot Entwicklung wäre rein rechnerisch (bezogen auf 20 Filme, wie der Hersteller es angibt) eine Verdünnung von 1:20 möglich, also je 5ml Part A, B, C und 0,5ml Starter. Für genau 1 Film in max 300ml Arbeitslösung kann man damit auch entwicklen, aber das Ergebnis lässt sich nicht sicher reproduzuieren und die Zeit bei 30°C verlängert sich deutlich. Für einen Rollfilm in 590ml Arbeitslösung bei Kippentwicklung 30°C funktioinert die 1:20 Verdünnung gar nicht. Hier ist ein minimale Verdünnung von 1:15 zu verwenden. Hier verlängert sich die Entwicklungszeit um 1:30 Min.

Hinweis: Hier wird im Folgenden die C-41 Entwicklung mit dem Digibase C-41 Kit bei 30°C beschrieben. Theoretisch sollte sich das Verdünnungsverfahren auch auf andere Kits anwenden lassen.

Rezeptur und Anwendung

100ml Wasser mit  35°C in einen Messbecher füllen (Davon ausgehend, dass die übrigen Chemikalien Raumtemperatur haben, sollte sich beim Mischen mit 35°C warmen Wasser eine Ausgleichstemperatur von 30°C einstellen.)
Part A = 10ml hinzugeben
Part B = 10ml hinzugeben
Part C = 10ml hinzugeben
Starter 1ml hinzugeben
Auf 400ml Arbeitslösung mit 35°C warmen Wasser auffüllen (für 1 Rollfilm in der AP Compact auf 600ml auffüllen)

Bei einer Verdünnung von 1:10 erreicht man reproduzierbar excellente Ergebnisse. Die Lösung kann für 2 KB Filme bis ASA 400 verwendet werden:

Gut durchrühren, bis die Lösung ihre blassgelbe Farbe angenommen hat (die Lösung ist direkt nach dem Mischen grün; diese Färbung löst sich durch Rühren auf und ergibt ein sehr blasses Gelb). Die Lösung sollte jetzt ca. 30° haben und kann direkt verwendet werden.

Die Entwicklungszeit beträgt für den ersten Film (OneShot) 08:30 ab Zeitpunkt des Einfüllens in die Dose.
Beim zweiten Film (DoubleShot) sind es 09:00 ab Zeitpunkt des Einfüllens.
Man kann einen dritten Durchgang versuchen, aber i.d.R ist die Lösung bereits zu stark verbraucht.
Für Filme über ASA 400 und Rollfilme ist die Lösung nur als OneShot zu verwenden !
Der Kipprythmus beträgt alle 30 Sek. 1x und die ersten 20 Sek. permanent.
Im offenen Gefäss kann man die DoubleShot Lösung 1 Woche aufheben.

Die Entwicklung bei 30°C ist recht fehlertolerant, d.h. man braucht eigentlich kein Temperierbecken. Ein 10 Liter Eimer mit 32-35°C warmen Wasser reicht aus, um die Dose während der Entwicklung auf Temperatur zu halten. Bleiche und Fixierer sind ohnehin nicht sonderlich temperaturkritisch, d.h. ein Behälter mit ausreichender Größe für Dose, Bleiche, Fixierer im Wasserbad reicht aus.

Nach dem Fixieren kann man in die Schlusswässerung etwas Stabilisator geben, auch wenn bei ausreichender Wässerung der Stabi nicht erforderlich sein soll (laut Hersteller). Ich nehme stets 1ml Stabilisator in die Schlusswässerung für 2 Minuten.

In dem 5-Liter Kit Digibase C-41 ist ein Satz Spritzen enthalten, mit denen man die Dosierung perfekt vornehmen kann. Für den Starter ist eine Spritze mit 0,1ml Teilung enthalten. Preis-Leistungsmässig betrachtet ist für die DoubleShot Entwicklung das 5L Pack die ökonomische Lösung. Für jede Chemikalie sollte stets die gleiche Spritze und Messbecher verwendet werden, um Verunreinigungen zu Vermeiden.

Erkenntnisse zur Haltbarkeit: Ich habe mit einem über 2 Jahre alten Digibase Kit einen Kodak Gold 200 entwickelt (siehe Beitragsbild oben). Part C ist inzwischen fast schwarz geworden, also stark oxidiert. Die Bleiche sieht aus wie Apfelsaft, der Fixierer ist trüb. Der Film ist weitestgehend in Ordnung. Es ist ein leichter Lila Farbstich zu erkennen, der sich bei digitaler Postproduktion komplett entfernen lässt. Ausbelichtungen hätte ich damit nicht mehr gemacht, aber für „digital“ reicht es aus.

Farbumschlag Lila des alten Part C

Abschließende Anmerkungen

Die tatsächlichen Zeiten, sollte man für sich selbst feinabstimmen. Ein wenig Experimentieren gehört also dazu. Das Material, also die Mensuren, Messbecher und Spritzen sollten penibel sauber gehalten werden. Besonders gilt das für die Entwicklungsdose und die Spulen. Bräunlich-Silbrige Beläge müssen entfernt werden. Eine staubfreie Umgebung ist auch nicht verkehrt. Zwischen den jeweiligen Bädern sollte eine gründliche Zwischenwässerung erfolgen, damit Chemie des einen Bades nicht in das nachfolgende eingetragen wird. Der Film sollte zu Beginn immer mit 30°C warmen Wasser vorgewässert werden, um die Schutzschicht auszuwaschen und um den Film auf die richtige Temperatur zu bringen.

Material für das kleine Mini-Lab daheim

  • Eine Wanne, die bequem 10 Liter fasst
  • Eine Aquarienheizung mittlerer Größe
  • Eine kleine Aquarienpumpe, um eine gleichmäßige Temperaturverteilung zu gewährleisten
  • 3 Faltflaschen für die kurzfristige Lagerung der Bäder
  • 3 Messbecher für das Einfüllen und Umfüllen der Bäder
  • Ein Kochthermometer mit einer langen Lanze

Nachtrag

Inzwischen hat der Hersteller des Digibase Kit eine Rezeptur für 3-5 Filme auf die Verpackung gedruckt, die auf 25ml pro Part basiert. Auf 5 Filme gerechnet sind das 5ml pro Film, was nach meiner Erfahrung eine zu geringe Konzentration für eben 5 Filme ergibt. Es wäre also anzuraten, eine solche Mischung nach dem dritten Film nicht mehr zu verwenden.

3 Kommentare

  1. Michael 2. Juni 2019

    Vielen Dank für das Tutorial. Ich habe meine ersten 2 Filme damit entwickelt und ein spitzen Ergebnis hinbekommen. Geniale Idee, den Entwickler zu verdünnen.
    Gruß aus Köln, Michael

  2. Lutz Stepputtis 12. Januar 2021

    Also so ganz verstehe ich dein Rezept noch nicht. Um welches Verhältnis geht es: das Verhältnis Chemie zu Wasser, also die Verdünnung? Dann ist deine Suppe (3x10ml auf 400ml bzw. sogar 600ml Gesamtmenge) wesentlich dünner, als die Suppe, wie sie auf den Digibase Fläschchen steht (3x25ml auf 250ml Gesamtmenge) jeweils plus Starter.
    Wenn es aber um das Verhältnis Chemie zu Film geht, dann ist beides gleich: 3x25ml auf 5 Filme gegenüber 3x10ml auf 2 Filme ergibt in beiden Fällen 5ml pro Part A-C pro Film.
    Oder was habe ich übersehen?

    • Matz 12. Januar 2021 — Autor der Seiten

      Hallo Lutz,
      ja die Verdünnung ist größer, weil die Mischung einfach nur einen fast verbrauchten Entwickler simuliert. Entscheidend ist ersteinmal nur das Mischungsverhältnis der Parts zueinander. Dafür kannst Du auch nur 2 Filme maximal damit entwickeln. Ggf. ist die Rezeptur anzupassen, falls die Ergebnisse zu dünn werden.
      Gruss, Matz

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