Man sollte immer einem Bass in griffweite haben und den Höfner Shorty Bass CT hatte ich schon länger im Auge, aber das triste und dunkle Schwarz wäre nicht meine erste Wahl gewesen und außerdem ist da ja noch mein Kala Journeyman U-Bass und der kleine Flight Mini JB. Doch dann lief mit der Höfner Shorty Bass CT in Rapsgelb über den Weg und es gab kein Halten mehr.
Shortscale Shorty
Kleine Reisebässe und Ukulelen sind schon schön und machen richtig Spaß, aber Mensuren unter 30 Zoll sind schon speziell. Die 23 Zoll Mensur des Flight Mini JB verleiht dem Instrument zwar sehr kleine Abmessungen, aber es spielt sich nicht wie ein echter Bass und es klingt auch nicht so. Der Höfner Shorty Bass CT hingegen ist ein konventioneller Shortscale Bass mit 30″ Mensur und damit eben ein echter Bass, der nach Bass klingt und vor allem sich beim Spielen auch so anfühlt. Ich mag Shortscale. Die Spreizung der Finger über 4-5 Bünde fällt damit leichter, Harmonien gehen flotter aus der Greifhand und die Dinger sind kurz. Gerade einmal 978 Zentimeter misst der Höfner Shorty Bass CT in der Gesamtlänge.
Die Ankunft
Der Bass ist nicht teuer und mir war schon klar, dass ich nicht viel erwarten darf. Was aus dem Karton fiel, war leider genau das, was ich mit gedacht hatte. Lackfehler, schlechte Passungen und billige Hardware. Dazu als Krönung: Null Komma Null Setup und Schrottsaiten. Alles halb so wild, denn nach einem gründlichen Setup verblüfft mich der Höfner Shorty Bass CT mit einer sehr guten Bespielbarkeit.
Handling
Wenn man einschlägige Videos im Netz anschaut, kann man den Eindruck gewinnen, dass man auf dem Shorty wegen seiner Kopflastigkeit und Form nicht spielen kann. Finde ich gar nicht. Am vorderen Gurtpin gehalten ist mein Höfner Shorty Bass CT hecklastig. Er hängt also ganz geschmeidig am Gurt. Mit 2300 Gramm kann man ohnehin nicht von Last sprechen. Und die Korpusform hindert mich aber mal so gar nicht am Spielen. Übrigens: Wenn man den Shorty auf den linken Oberschenkel legt um mit dem Rechten einklemmt, kann man auch freihändig spielen.
Sound
Das ist wohl das Wichtigste. Ich habe keine Wunder erwartet und es sind auch keine eingetreten. Es klingt nach einem mittenkräftigen Schortscale. Irgendwie so, als hätte ein Musicman Stingray ein Baby bekommen 😉 Mit den originalen Saiten geht aber gar nichts. Die Dinger sind so schlecht, dass es schon wieder lustig ist. Mit den Slinkies aber, klingt der Höfner Shorty Bass CT plötzlich glatt wie ein Bass. Zusammen mit einem EQ der Bässe betont und Mitten etwas wegnimmt, wird der Sound warm und Rund. Mitten rein und er röhrt wie ein Hirsch zur Brunftzeit. Einen Growl wie ein Jazz Bass produziert der Höfner Shorty Bass absolut gar nicht. Insgesamt ist Sound einfach gut für das kleine Ding.
Pickup Output
Aus dem Karton heraus, denkst Du das Pickup ist tot. Da kommt kaum was und Du drehst den Gain auf 11. Kaum sind aber frische richtige Saiten drauf, schiebt das Pickup los. Es ist insgesamt zwar mit einem eher niedrigen Output beseelt, aber da geht doch plötzlich was. Also Gain wieder zurück auf etwas Normales und Feuer frei.
Der Halsstab
Leider waren viele Kleber und Farbreste im und am Höfner Shorty Bass CT verteilt. Eine Qualitätskontrolle gab es wohl in China nicht. Das Gewinde der Halsstabmutter war so zugeschmiert mit Leim oder Kleber, dass sich die Mutter nicht drehen lassen wollte. Hier musste ich mit viel Geduld und Mittelchen nachhelfen, bis die Einstellung endlich funktionierte. Naja, war nicht teuer das Teil. Die gute Nachricht: Das Setup funktionierte danach exzellent.
Sonstige Hardware
Mechaniken und Brücke machen ihren Job, die Elektronik regelt geschmeidig. Viel mehr ist ja auch nicht mehr dran am Höfner Shorty Bass. Insgesamt ein wirklich nettes Gerät mit einem schönen Formfaktor auf dem ich wirklich gerne spiele.
Setup und Nacharbeiten (ohne Gewähr)
- Original Saiten entsorgen und Ernie Ball Super Slinkies Shortscale bereit legen 😉
- Saitenspannung lösen und Halsstab einstellen. Ganz leichte Krümmung nach oben; auf keinen Fall ganz gerade einstellen.
- Sattel nachfeilen, sodass zwischen Unterseite der Saite und der Oberkante 1. Bund ein Abstand von 1,2 bis 1,5 Millimeter verbleibt.
- Saitenreiter so einstellen, dass am 12. Bund 2 Millimeter Luft zwischen Saite und Bundstäbchen verbleibt.
- Intonation einstellen. Dabei die Reiter beim Anziehen der Schraube mit dem Finger unterstützen, oder Saitenspannung lösen.
- Pickupabstand auf 3 Millimeter einstellen.
- Den unbehandelten Hals mit Leinöl einreiben, Überschuss entfernen und nach 12 Std. Trockung abpolieren. Danach einen 2. Durchgang. Das Holz dunkelt dadurch etwas und bekommt eine seidige Textur.
Fazit
Out-Of-The-Box ist der Höfner Shorty Bass CT nicht bespielbar. Ein gründliches Setup und neue Saiten sind Pflicht, bevor es richtig an die tiefen Töne gehen kann. Die Saiten sind absoluter Mist, Der Eisengehalt ist zu gering ist, um das Pickup anzuregen. Die Verarbeitung ist nicht die beste, die Hardware irgendwo zwischen okay und naja aber es ist für den Preis ein toller Reisebass, der Lust aufs Jammen macht.
Cinz 13. Juli 2024
Hi, ich hab meinen neu und kann darauf kaum spielen. Irgendwie rutscht mir den Bass immer weg. Auch die Handhaltung ist total unnatürlich. Wie bitte kann man auf dem Ding gut spielen?
Cinz