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Ibanez AFB200-TKS

Jazz, Blues, Soli und alles, was irgendwie lässig und smooth rüberkommen soll, sind Dinge für die ich nicht unter allen Umständen meinen Jazz Bass nehmen würde und der Ibanez AFB200 ist so ziemlich genau der Grund, warum es nicht immer der Jazz Bass sein darf.

Ibanez

Mein Einstieg in das ordentliche Bassen war damals Mitte der 1980er Jahre mit einem Ibanez RB760. Ein wundervolles Instrument, was ich heute noch besitze und spiele. Vor einigen Jahren kam dann ein akustischer Ibanez hinzu und wieder war ich absolut nicht entäuscht. Preis-/Leistung ist offenbar schon eine Stärke der Japaner. Somit hatte ich bei der Entscheidung für den Ibanez AFB200 im Hinterkopf, dass ich wohl auch diesmal nicht entäuscht werden würde.

Warum ein elektro-akustischer Hollowbody Bass?

In hohen Registern im Solo, ist ein runder warmer Sound einfach schöner. Sicher kann man mit EQ und Effekten den Sound eines E-Bass anpassen. Beim E-Akustik Bass muss ich das aber gar nicht, weil der schon von Haus aus schön voll und warm klingt. Das Soundspektrum bei einem Hollowbody ist ziemlich breit. Mit Flatwound Saiten geht der Sound richtig schön in Richtung Kontrabass. Mit Roundwounds kann man sehr viel zwischen Beatles-Sound bis knackigem E-Bass abbilden. Das sind die harten Fakten. Ich finde das Aussehen eines Hollowbody einfach geil. Dagegen ist kein Kraut gewachsen 😉

Ibanez AFB200-TKS

Ibanez AFB200-TKS

Die Artcore Bässe AFB und AGB gibt es ja schon ziemlich lange und jeder davon ist ein wundervolles Instrument. Aber dann in 2018 erschein eine neue Serie mit einer neuen Farbe: Der Ibanez AFB200-TKS. Transparent Black Burst. Ein traditionelles Ibanez Farbkonzept, was schon mein RB760 hat (wenngleich mit blauer Tönung auf der Decke). Beim AFB200 sind die Decke und Teile des Korpus und Hals mit dunkler Tönung aufbereitet, dann an den Kanten schwarz lackiert und mit Klarlack versiegelt. Das Finish ist perfekt und ohne jeden Makel. Egal aus welchem Blickwinkel: Der Ibanez AFB200 ist ein wunderschönes Instrument.

Korpus

Der Korpus ist ein echter Hollowbody im klassischen Aufbau einer Violine. 2 gut dimensionierte F-Löcher und die hölzerne Brücke sorgen für einen relativ lauten Akustik Sound. Der AFB200 lässt sich hervorragend auch unverstärkt spielen, oder per Mikro abnehmen. Ich mag diesen tollen Holzduft, wenn man in den Korpus hinein riecht und was man durch die F-Löcher erkennen kann, ist wirklich saubere Handwerkskunst. Wobei: So perfekt, wie der Korpus beim Ibanez AFB200 verarbeitet ist, soviele modernen Maschinen waren sicher daran beteiligt.

Hals

Wenn ich für’s Solieren eines brauche, dann mehr als die 19 Bünde des Jazz Bass. Mit den 22 Bünden des Ibanez AFB200 komme ich da schon deutlich weiter und dank des Cutaway, kann ich die auch alle erreichen. Die Bünde sind – gottseidank – Medium. Mit anderen Worten: Sie sind relativ dünn. Ich bevorzuge das ganz klar vor diesen Jumbo-Dingern. Ansonsten ein schlanker Hals mit einer herausragenden Bespielbarkeit.

Setup

Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals ein so perfekt eingestelltes Instrument aus einem Karton gezogen habe. Die Halskrümmung, Saitenlage und Intonation konnte man nicht mehr besser einstellen. Das ist schon ein tolles Erlebnis, wenn Du ein nagelneues Instrument zum ersten mal anspielst und es fühlt sich an, als ob es genau für Dich eingestellt ist. Vielleicht nur ein Zufall? Wer weiß, aber einfach klasse. An der G-Saite gemessen, beträgt die Mensur ganz exakte 770 Millimeter. Die Brücke steht absolut gerade 90° zur Mittelllinie der Mensur. Der Schwung in der Brücke ist also perfekt berechnet und das Instrument ist absolut im Maß gebaut, denn die Intonation ist damit zu 100% korrekt. Sowas weiß ich sehr zu schätzen. Normalerweise ist das etwas, was man nur vom echten Instrumentenbauer erwartet.

Vorteil der perfekten Maßhaltigkeit

Die Brücke ist beim Ibanez AFB200 ja nicht fest mit dem Body verschraubt oder geklebt, sondern liegt lose auf der Decke, wie es sich für eine Violine gehört. Sollte es mal notwendig werden, alle Saiten gleichzeitig zu entfernen, hat man die Brücke lose in der Hand und muss sie beim Besaiten wieder an der richtigen Stelle platzieren. Dadruch, dass der AFB200 so maßhaltig ist, kann ich beim Spannen der G-Saite die Brücke mit dem Maßband oder Zollstock auf exakte 770mm lotrecht ausrichten und dann die restlichen Saiten spannen. Schon stimmt die Intonation wieder perfekt. Wäre der Ibanez AFB200 nicht so maßhaltig, müsste man durch Stimmen, Lösen, Verschieben mühsam wieder die korrekt Intonation finden. Klar man kann sich die Position der Brücke auch markieren, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich beim AFB200 jederzeit über einfaches Messen die korrekt Position einstellen kann.

Ibanez AFB200-TKS

Spielgefühl

Dank des guten Setups mit der niedrigen Saitenlage, flutschen die Finger wie von alleine über das Griffbrett. Es ist eine absolute Freunde den Ibanez AFB200 zu spielen. Ich habe es schon fertiggebracht so lange auf dem AFB200 zu spielen, dass ich irgednwann im Sitzen mit dem AFB200 auf dem Schoss eingeschlafen bin. Das Gerät aus der Hand zu legen fällt wirklich schwer.

Ibanez AFB200 mit Chorus und Reverb in TASCAM X8

Sound

Die Bandbreite am Amp (Preamp) ist schon mächtig. Der nasale Klang des Shortscale lässt sich bei Bedarf sehr leicht mit einem EQ, der zwischen 400 bis 600 Herz absenkt, beseitigen. Eigentlich kann ich den Ibanez AFB200 für fast jeden Titel in unserer Pop-Band und Jazz-Band verwenden. Fingerfunk und Slap sind nicht die Stärken des AFB200 – klar: Dafür ist er auch einfach nicht gemacht. Aber alles was rund, smooth und rhytmisch ist, da geht der AFB200 immer. Es ist ja so eine Glaubensfrage, ob man mit Flats oder Rounds so einen Hollowbody spielt. Mit Flats wird aus dem Ibanez AFB200 ein kleiner Kontrabass, was ein extrem cooler Sound ist. Allerdings fehlt es dann für andere Sachen an Höhen und Brillanz. Ich bevorzuge daher alte Rounds, denn die haben bei Bedarf genug Crisp und sind für die tiefen, weichen Sachen dumpf genug.

Akustik und Pickups

Im Akustikset braucht der Ibanez AFB200 eine moderate Verstärkung. So wie jeder andere Akustikbass auch. Im Gegensatz zu einem Akustikbass in Konzertform mit Schallloch und Piezo Tonabnehmer, klingt der AFB200 nach einem richtigen Bass und nicht nach tiefer Konzertgitarre. Außerdem bin ich kein Freund von Piezo Tonabnehmern, weil die einfach nicht schön klingen. Die 2 Humbucker des AFB200 machen richtig fetten Bass und klare Höhnen. Für so zwei nicht näher spezifizierte Pickups aus Fernost, sind die 2 Teile richtig gut. Der Output ist eher niedrig und man braucht viel Gain, aber da geht was! Das Low-End ist sehr mächtig. Nur auf dem Neckpickup, meint man, dass sich 10 Kontrabässe sich versammelt haben, um Dir die tiefen Frequenzen mit Nachdruck einzuprügeln. Und trotzdem komme jede Nuance in den Höhen durch. Ich liebe diese Pickups und den Sound insgesamt.

Hardware

Die Mechaniken des Ibanez AFB200 sind guter Ibanez Standard. Jedenfalls sind die Mechaniken meines fast 40 Jahren alten Ibanez RB760 ziemlich baugleich. Die Tuner haben keinerlei Spiel, laufen geschmeidig und halten die Stimmung perfekt. Was will man mehr? Das Tailpiece ist aus einfachem Guss mit einem schönen Chromfinish. Sieht nett aus, tut seinen Zweck, ist aber sicher nicht das hochwertigste. Zudem neigt es wie viele Tailpieces dazu Vibrationen zu erzeugen, d.h. eine kleine Schaumstoffunterlage ist Pflicht für den Ibanez AFB200. Die Potis laufen geschmeidig und regeln sehr gut. Der Kippschalter für die Pickups ist schon ein lauter Geselle. Wenn man den im Song ohne Dämpfung der Saiten umschaltet, kann man das über die Speaker wahrnehmen.

Gewicht und Handling

Der Ibanez AFB200 ist ziemlich leicht und auch wenn der mit den Gurtösen nicht optimal balanciert ist, habe ich keinerlei Probleme ihn am Gurt beim Spielen zu stützen. Bedingt durch seine Bauform, muss man natürlich eine passende Haltung finden. Ich bevorzuge es, den Body entwas tiefer zu hängen, als ich es beim Jazz Bass tun würde und dafür den Hals höher zu halten. Im Sitzen auf dem rechten Knie spielt sich der Ibanez AFB200 wirklich traumhaft gut. So ein Stehhocker ist da auf der Bühne nicht verkehrt.

Ibanez AFB200-TKS

Fazit

Das Preis-/Leistungsverhältnis ist beim Ibanez AFB200 außergewöhnlich gut. Man bekommt viel Bass und Liebe zum Detail mit dem Instrument. Jazz, Blues, Pop und Rock sind seine Wohlfühlgenres und wer eine Kombination aus Elektro und Akustik sucht, der ist hier vollkommen richtig. Dem aufmerksamen Leser und Betrachter, mag aufgefallen sein, dass dem AFB200 auf meinem Fotos etwas fehlt. Ab Werk ist ein schwarzes Schlagbrett unterhalb der Pickups angebracht. Irgendwie hat mich das aber nicht so überzeugt, auch wenn es ein Schutz für den Korpus ist. Das Teil ist mit 2 Schrauben befestigt und entsprechend schnell abgebaut. Es fristet nun sein Dasein im Gigbag. Ohne gefällt mir der AFB200 besser.

Ibanez AFB200 Chorus/Reverb “April Rain”

Einsame Insel

Wenn man mir die Frage stellen würde, welchen Bass ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde, wenn ich nur 1 Bass mitnehmen darf, dann wäre mein Antwort ohne nachdenken zu müssen: Der Ibanez AFB200. Dazu noch den Boss Dual Cube Bass LX als Amp (mit Solarzelle um die Akkus zu laden), um am Lagerfeuer am Strand den Bass auszubreiten und mit Git, Voc und Cajon zu jammen. Oder ohne alles einfach solo. Ja, der AFB200 wäre definitiv dabei 🙂

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