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Kala Solid Body U-Bass – 23″ Volle Dosis Bass

Klein und leicht ist genau mein Ding und ich mag grundsätzlich kurze Mensuren. Leider ist eine kurze Mensur immer ein Kompromiss zwischen der guten Bespielbarkeit auf der einen Seite und dem Sound auf der anderen. Ich spiele schon lange einen Kala Journeyman U-Bass. Eine kleine Akustische Bassukulele, die mehr Ukulele als Bass ist, aber einen schönen warmen Sound produziert. Nun gibt es mit dem Kala Solid Body U-Bass endlich auch einen kleinen Kala Bass mit echten Pickups. Ist das jetzt endlich mal ein Hosentaschenbass, der nach Bass klingt?

Klassische Bridge in Standardmaßen mit 5-Loch Befestigung.

Design

Das Design des Pickguards finde ich nicht ganz so schön. Und besonders in dem 1-lagigen Weiß sieht das schon speziell aus. Doch bei einem großen Händler gibt es ein Sondermodell des Kala Solid Body U-Bass mit einer Almond Burst Lackierung mit schwarzem 3-lagigen Pickguard. Damit sieht der kleine Kala fast wie mein Fender Jazz Bass aus und das gefällt mir extrem gut. Der Korpus hat eine schöne Offset Contour und die Kopfplatte hat die typische Kala Form. Das Instrument liegt sehr schön in der Hand und ist gut balanciert. Perfekt darauf abgestimmt ist auch die schwarz gehaltene Brücke und die Tuner.

Gewichtig

Der kleine Kala Solid Body U-Bass wiegt stolze 2,3 Kg und damit genauso viel, wie ein Höfner Shorty Bass CT. Dementsprechend gerät verhältnismäßig viele Masse in Schwingung. Hals und Korpus schwingen deutlich spürbar und erzeugen so einen hellen, sustainreichen Ton. Durch das Gewicht denkst Du sofort, dass Du einen richtigen Bass in der Hand hast.

Verarbeitung

Der Kala Solid Body U-Bass ist rundherum makellos und perfekt verarbeitet. Die Bünde reichen nicht bis zum Rand des Griffbretts, sondern enden ganz minimal vor der Kante und sind komplett verrundet. Das sieht einerseits wunderschön aus und fühlt sich andererseits genial an. Die Politur ist wie aus dem Lehrbuch. Genau wie bei meinem Journeyman, kann ich auch beim Solid Body einfach nichts finden, was nicht in Ordnung wäre.

Schönes Detail: Die runden Ende der Bünde

Setup

Ehrlich gesagt, erwarte ich bei einem Internetkauf über einem großen „Kistenschieber“ kein Setup. Dafür habe ich den Bass zu einem attraktiven Preis bekommen. Das Grundsetup war irgendwie OK für die ersten Töne. Halsstab und Brücke brauchten aber dennoch eine ordentliche Korrektur, um eine optimale Saitenlage und Intonation herzustellen. Super positiv dabei ist die Einstellung am Halsfuß. Funktioniert perfekt und extrem genau. Die Brücke ist ja ein Klassiker, d.h Überraschungen gab es keine. Ich habe mir die Saitenlage deutlich verringert und dem Hals eine moderate Krümmung gegeben.

Intonation

Ich habe den Kala Solid Body U-Bass gekauft, weil ich mit der miserablen Intonation meines Flight Mini JB Bass SB einfach nicht leben konnte. Ich erwarte von einem Instrument, dass es die richtigen Noten produziert. Von meinem Kala Journeyman U-Bass weiss ich, dass man auch auf winzigen Mensuren richtige Töne erzeugen kann. Und was macht der Solid Body? Er intoniert perfekt. Es ist eine absolute Freude endlich einen Mini Bass zu haben, aus dem auf den Cent genau die richtigen Noten herauskommen.

Bespielbarkeit

Hier trennt sich – für mich zum ersten Mal – die Spreu vom Weizen. Jeder Mini Bass, den ich bisher hatte (und habe) fühlt sich durch die geringe Saitenspannung labberig an. Der Kala Solid Body U-Bass fühlt sich an wie ein normaler Bass. Die Saiten wirken fest und straff und haben dabei einen klar definierten Sound. Die Spieltechnik vom normalen longscale E-Bass lässt sich 1:1 auf den kleinen Kala übertragen. Das ist grandios. Damit ist der Kala Solid Body U-Bass der erste Mini Bass, der als ernsthafter E-Bass durchgeht.

Halsstabeinstellung am Halsfuß. Funktioniert absolut exzellent.

Sound

Ich habe 4 Short Scale Bässe im Bestand. Alle haben mehr oder weniger diesen typischen nasalen Short Scale Sound, den ich nicht immer mag. Ok, ich mag das absolut gar nicht. Mit EQ bekommt man das gut in den Griff, doch bleibt der Sound damit immer irgendwie speziell. Bei meinem Ibanez AFB200 will ich diesen Sound, weil es zu dem runden warmen Akustiksound gehört, aber das ist eben nicht allround zu gebrauchen. Der Kala Solid Body U-Bass ist da wie von einem anderen Stern. Keine Ahnung, wie die das machen, aber der kleine Kala klingt wie ein Precision Bass. Er hat zwar auch einen leichten Anflug von Short Scale Sound, aber so wenig, dass es keine Rolle spielt. Der Sound ist sehr universell und differenziert. Die Höhenblende liefert eine gute Bandbreite. Überall da, wo ein Precisionbass funktioniert, geht auch der Kala Solid Body U-Bass. Also eigentlich fast überall. Selbst geslapt kommen noch brauchbare Sounds heraus.

Kala Solid Body U-Bass direkt in den TASCAM Portacapture X8. Kein EQ, nur der Pure Sound des Kala. Volume 100%, Tone ca. 70%. Das Sustain ist nicht ausgeprägt, war aber etwas länger als auf der Aufnahme. Das weiche Fade-Out am Ende des Tracks ist übrigens das überragende Noisegate des TASCAM X8.

Pickups

Die Pickups haben die normale Größe für Preci-Pickpus. Hier könnte man sich also noch austoben, wenn man am Sound feilen will. Es ist irgendwie witzig, dass mir das überhaupt in den Sinn kommt, aber der Kala Solid Body U-Bass ist eben ein richtiger Bass, also ist die Frage nach den Pickups legitim. Der Sound ist typisch für preisgünstige Pickups. Weder besonders fett, noch besonders crisp. Sie tun ihren Job gut. Was mich etwas stört, sind die sehr überstehenden Polepieces. Der Output liegt genau in der Norm für einen passiven Bass.

Das gute Sondermodell eines bekannten Händlers. Almond Burst und 3-lagigem Pickguard in Schwarz
Kala Solid Body U-Bass direkt in den TASCAM Portacapture X8. Kein EQ, nur der Pure Sound des Kala.

Elektronik

Auch wenn es da nicht viel gibt, außer Volume und Tone, so funktionieren die Potis sauber und geschmeidig. Leider ist die Elektronik nicht abgeschirmt. Weder Folie noch Abschirmlack sind im Inneren vorhanden und das macht sich leider bemerkbar. Daher habe ich bei meinem kleinen U-Bass die Fräsungen im Korpus mit Kuperfolie ausgekleidet und über das Pickguard, was nun von der Unterseite ebenfalls mit Kupferfolie teilverkleidet ist, eine Masseverbindung zu den Potis hergestellt. Nun ist herrliche Ruhe im Signalweg.

Kala Solid Body U-Bass mit Preamp und EQ in Logic Pro.

Handling

Neckdive kennt der Kala Solid Body U-Bass überhaupt nicht. Der Schwerpunkt liegt weit hinten im Korpus und damit der das Instrument perfekt ausbalanciert. Das kann man nicht besser machen. Die Bespielbarkeit ist ohnehin grandios. In der Größenordnung ist der Kala für mich der beste Mini Bass, der aktuell auf dem Markt ist.

Kleine aber feine Tuner, die die Stimmung halten und einen optimale Übersetzung haben.

Mini Fazit

Genau so habe ich mir einem Mini Bass immer gewünscht. Klingt wie ein großer, geht im Studio wie Live und ist klein wie eine Ukulele. Neben dem Kala Solid Body U-Bass sieht der Flight Mini JB komplett alt aus. Auch wenn der Flight extrem cool aussieht, aber der Kala Solid Body U-Bass ist um Welten besser, als das Spielzeug von Flight.

Übrigens…
Als ich die Abschirmung aus Kupferfolie eingebaut habe, habe ich den kleinen Kala ziemlich weit auseinander gebaut, also Hals, Pickguard, Pickups und Elektronik. Die Passung von Halstasche und Hals muss ich hier mal positiv hervorheben, weil ich bisher keinen Bass zerlegt habe, bei dem die Passung so brutal exakt ist. Obwohl sich der Hals leicht ein und ausbauen lässt, passt nirgendwo ein Blatt Papier in die Fugen. Auch die Lötverbindungen sehen exzellent aus. Die Kabel sind sogar stellenweise mit Kabelbinder gesichert, damit sich schöne geordnete „Pakete“ ergeben. Daher fliegen keine Drähte lose herum. Es ist einfach schön, diese akkurate Handwerkskunst zu sehen. Wenn ich den Vergleich ziehe zwischen meinen Instrumenten aus China und Indonesien, würde ich beim Kala darauf tippen, dass er aus Indonesien stammt.

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