Es geht ein kleiner Hype um. Der Sonicake Pocket Master dürfte wohl der kleinste Multieffekt auf dem Markt sein, der seit Firmware 1.1.0 einen Clone Modus besitzt. Clone Modus? Ja, man kann mit dem winzigen Teil tatsächlich NAM (Neural Amp Modeler) Profile wiedergeben und das macht den Sonicake Pocket Master wirklich interessant. Wegen der scheinbar häufigeren Firmwareupdates, wird das hier zu einem Rolling Review.
Firmware Update 1.2.2
Am 25.02.2025 ist das Update 1.2.2 erschienen. Das Noise Gate wurde überarbeitet. Ich finde es zwar immer noch nicht gut, aber der grundsätzliche Noisefloor ist besser geworden. Bei Druck auf den runden Knopf kommt jetzt eine Frage, ob das Gerät eingeschaltet werden soll. Nicht verkehrt, da sich das Gerät in einer engen Tasche oder Gigbag gerne selbst einschaltet und den Akku leer saugt. Trotzdem irgendwie lustig das Gerät einzuschalten, um zu fragen ob es eingeschaltet werden soll. Lässt der Druck nach, schaltet sich der Pocket Master nach ein paar Sekunden wieder ab; bliebt der Druck bestehen, bleibt er aber leider an und entleer wie gehabt den Akku. Der Knopf ist und bleibt eine Fehlkonstruktion. Der Sound klingt nicht mehr so nach Blechbüchse. Insgesamt ist der Sound jetzt durchaus OK.
Hardware
Der Sonicake Pocket Master macht einen verblüffend robusten Eindruck. Die Oberfläche hat eine schön griffige Textur und ich könnte jetzt gar nicht mal sagen, ob das Kunststoff oder Metall ist. Wenn es Kunststoff ist, dass ist der wirklich gut gemacht. Die Anschlüsse reduzieren sich auf das Wesentliche: 6,3mm TS Mono Eingang, 6.3mm TRS Stereo Ausgang, 2x USB-C (Strom und Daten) und Bluetooth. Alles schön und gut soweit, aber das kleine Ding überrascht noch mit einem eingebauten Akku. Man braucht also keine weitere Stromquelle. Der Sonicake Pocket Master funktioniert autark. Eine volle Batterie reicht für ca. 5 Stunden Dauerbetrieb mit NAM Profil. Kein Touchscreen, dafür 3 Knöpfe sind für die Bedienung da und das funktioniert hinreichend gut.

Sound
Das dürfte wohl das wichtigste an einem Multieffekt sein. Die Gitarrenpresets klingen zusammen mit einer E-Gitarre nicht schlecht, wobei Sounds mit viel Verzerrung vielleicht nicht so ganz die Referenz für Soundqualität sind. Die wenigen Bass Presets, die der Sonicake Pocket Master mitbringt sind in meinen Ohren grottenschlecht. Es gibt einen Fender Bassman und einen Ampeg SVT in der Amp Auswahl, die an einen Bass-Amp erinnern, aber wie ihre Originale klingen die nur mit ganz viel Vorstellungskraft. Die Cab-Simulationen sind allesamt einfach nicht gut, aber auch nicht schlecht. Nun ist das ein 59 Euro Kästchen, daher wollen wir mal Milde walten lassen 😉 Die Effektauswahl ist ganz ok, aber im Sound sind nicht viele davon wirklich brauchbar. Der Octaver tut mir als Bassist schon wirklich weh und auch der Chorus begeistert mich nicht. Ein paar der Reverbs sind ok und auch die Overdrives gehen ganz gut. Nunja: Für 59 Euro bietet der Sonicake Pocket Master nunmal einfach nicht die Soundgewalt eines Headrush, Helix oder Quad Cortex. Aber: Man kann damit nette Sounds erzeugen. You Get What You Pay For.
NAM – Neural Amp Modeler
Das Feature wiederum ist der Hammer und ändert alles. Man kann bis zu 5 eigene NAM Profile in den Sonicake Pocket Master laden. Den Amp Block kann man umschalten auf „Clone“ und dann eines der 5 eigenen Amp Modelle auswählen. Für uns Bassistinnen und Bassisten geht jetzt die Sonne auf, denn das Wiedergeben des eigenen Amps kann der kleine richtig gut für seine winzige Hardware. Wer also den Bass ohne viel Effekte spielt und primär seinen mächtigen Amp Sound dabei haben will, der macht mit dem Sonicake Pocket Master nichts falsch. Im Gegenteil: In der Größe gibt es nichts vergleichbares. Ein Smartphone mit NAM Player und Interface nimmt mehr platz weg. Ist der Amp Block im Clone Modus, wird der Cab Block wirkungslos. Man sollte daher NAMs als Full Rig auf den Pocket Master laden.
Interface und Recording
Der Sonicake Pocket Master stellt ein 2 In, 2 Out Interface zur Verfügung. Leider nur mit 44.1 kHz 16 bit. Ja, man kann auch mit 16 bit einen Track aufnehmen, aber die Möglichkeiten sind dann schon begrenzt. Zu schnell kommt der Noisefloor in den hörbaren Bereich. Der Sonicake fördert das Rauschen durch einige seiner Effekte und EQ Einstellungen auch noch sehr negativ. Besonders hohe EQ Frequenzen führen zu einem aufdringlichen Rauschen, was ich am cleanen Bass sicher nicht haben will. In der Mobilen DAW kann man das natürlich wieder einfangen. Man muss eben mit den Einstellungen etwas experimentieren. Der Sonicake Pocket Master ist nur ein Notnagel, um unterwegs mal eine gute Idee festzuhalten. Für irgendetwas, was man im Studio verwenden will, taugt das nicht.

Der Begin der Effektkette
Es macht logischerweise einen mächtigen Unterschied, wie gut das erste Glied in der Effektkette ist. Das Instrument. Problemfälle wie ein Ultra-Shortscale-Bass sind nichts für den Sonicake Pocket Master, weil die sehr einfache Modellierung und der fehlende P-EQ keine Spielräume bietet. Ein typischer Fender Jazz Bass dagegen, der nur wenig Finetuning braucht, klingt natürlich auch mit dem Pocketmaster ganz prima.
Bug oder Feature?
Gilt für Firmware 1.2.2. Wenn man eine der länglichen Tasten drückt und hält bis er anfängt schnell durch die Patches zu blättern, dann wechselt der Sonicake Pocketmaster auf seine Werkspatches, sobald man wieder in Einzelschritt blättert. Die eigenen Patches sind dann erst einmal weg! Erst wenn man wieder auf das Dauerblättern schaltet und wieder zurück, sind die eigenen Patches wieder da. Das herauszubekommen hatte mich leicht an den Rand der Verzweiflung getrieben.
Fazit
Man muss sich immer bewusst sein, das es sich um ein 59 Euro Gerät für die Hosentasche handelt. In dem Zusammenhang ist der Sonicake Pocket Master ein befriedigendes Gerät. Als mobiler NAM Player mit Tuner, Preamp, EQ und ein paar Effekten ist er für 59 Euro ein sehr gutes Gerät. Es kommt also auf den Blickwinkel und den Einsatzzweck an. Als echtes Multieffektgerät ist das Ding nur ein Spielzeug. Wer das als günstiges Einsteiger-Multieffektteil in Betracht zieht, dem sein lieber ein ZOOM empfohlen. Ich habe oft meinen Kala Solidbody U-Bass dabei. Als Shortscale kann der schon einen guten Röhrenampsound gebrauchen. Auf meinem Headrush kombiniere ich den Kala mit einem Preset, das auf dem VOX Superbeetle Bass basiert. Für den Pocket Master habe ich den VOX als NAM erstellt und habe nun ein Preset auf dem kleinen Sonicake, was im Sound sehr nahe an den Headrush herankommt und mir unterwegs viel Freude bereitet. Alleine dafür, hat sich der Pocket Master gelohnt. Eine Kaufempfehlung ist das aber absolut nicht. Es ist und bleibt ein Spielzeug.
Nachtrag mit Firmware 1.2.2: Der Sound ist damit eigentlich ganz OK. Als ein taschenfreundliches Ding für 59,- kann man das schon irgendwie empfehlen.
Pro
- Größe
- eingebauter Akku
- Gut für Gitarre
- NAM – Neural Amp Modeler
- Preis
Neutral
- Moderates Rauschen bestimmter Effekte und Amps (Verbesserung mit FW 1.2.2)
- Soundqualität ist OK
Contra
Hohes Rauschen vieler Effekte, Amps und CabsSoundqualität(mit Firmware 1.2.2 OK)- 16-bit am Audiointerface
- Schlecht für Bass
- Tuner funktioniert nicht mit tiefer E-Saite
- Einschaltknopf zu exponiert
- Schaltet sich selbst ein und entleert den Akku