So ein handlicher Audio-Recorder ist für jeden Kreativen ein unverzichtbares Werkzeug. Du hast eine geile Idee für eine groovige Bassline? Dann schnell mal eben aufnehmen, damit die epochale Idee nicht verloren geht. Der Tascam Portacapture X8 ist natürlich noch viel mehr, als nur ein einfacher Audio-Recorder. Werfen wir also einen Blick auf die Wunderwaffe des Musikers aus der Sicht eines Musikers.
Update 09/2024 – Firmware 2.0
Einer der echten Vorzüge von Tascam Produkten, ist die ständige Weiterentwicklung. Du kauftst also einen Recorder, dessen Software nach dem Kauf kostenlos weiterentwickelt wird. Mit dem Update 2.0 hat der Tascam Portacapture X8 eine komplett neue App erhalten: Das Pocket Studio. Diese App erweitert den X8 zum Multitrack Recorder mit Mischpult. Wir kennen zwar vieles davon bereits aus der App „Manuell“, aber im Pocketstudio geht jetzt zusätzlich ein Live-Mixdown und vor allem: Das Metronom! Endlich kann man mit Klicktrack aufnehmen und damit wird der X8 für uns Musiker noch viel wertvoller.
Das Pocket Studio erweitert die 2.0 Version des Tascam Portacapture X8 zum echten, vollwertigen Multitrack Recorder. In Echtzeit stehen jedem der 6 Tracks alle EQ und Input Sertings zur Verfügung, wie in allen anderen Aufnahme Modi. Alle 4 EQ Bänder (Low, Mid, High Mid und High) sind parametrisch, d.h. die Frequenz kann angepasst werden. Low Cut und Noise Gate sind ja beim X8 selbstverständlich. Zusammen mit den exzellenten Preamps entstehen nach belieben 24bit oder 32bit Float WAV Dateien höchster Qualität, die jederzeit im Studio verarbeitet werden können.
Die Bedienung will etwas geübt werden. Mit der Smartphone App, geht die Bedienung einfacher, als mit der nativen Oberfläche des Tascam. Marker und Punch I/O funktioniert super elegant. Die betroffene Stelle einfach im Play Mode mit I/O markieren und dann irgendwo vor Punch In positionieren und aufnehmen. Ein Undo-Funktion macht zudem jeden Unfug schnell und einfach wieder rückgängig. Das Dateihandling könnte trotzdem einfacher sein. Da sind die Zoom Geräte besser in der Handhabung.
2x Mono: Wenn man den Stereolink der internen Mikros 1 und 2 aufhebt und einen single Track aufnimmt, werden beide Mikros und auf einen Monokanal zusammengelegt. Eine sehr gute Idee und klingt viel fülliger, wenn man in der Demo akustische Instrumente aufnimmt.
Der Mixdown im X8 geht entweder in Echtzeit mit allen Reglern aktiv zum Mischen während des Mixdowns, oder als Schnellvariante ohne aktive Regelung. Nach dem Mixdown legt der X8 automatisch ein neuen Projekt mit dem Zusatz MIX an, was den Mixdown auf Spur 1 und 2 als Stereotrack hat. Jetzt kann man wieder 4 neue Spuren hinzu aufnehmen. Damit hat man kein Tracklimit und alle originalen Tracks bleiben erhalten. Mit der Version 2.0 ist aus dem Tascam X8 ein ziemlich perfektes Gerät geworden. Vorallem, wenn es um maximale Audioqualität geht. Apropos Multitrack Recorder: Der ZOOM R12 ist für Musiker auch einen Gedanken wert, auch wenn der R12 in der Audioqualität nicht mit dem X8 mithalten kann.
In And Out
An den Tascam Portacapture X8 kann man insgesamt 6 Audioquellen parallel anschließen und aufnehmen. Dabei gibt es 2 Besonderheiten. Die 2 Mikrofonkapseln kann man abnehmen. In die 3,5mm Klinkenanschlüsse passen nach belieben 2 Lavalier Mikrofone, oder mit Hilfe eines XLR-TRS Adapters lasen sich beliebige andere Mikros anschließen. Man kann also mit insgesamt 6 externen Mikrofonen aufnehmen und alle Kanäle einzeln Pegeln und mit EQs, Noise Gates und anderen einfachen Filtern belegen. Einfach gesagt: Du hast nicht nur einen Audio-Rekorder, sondern auch einen Mixer. In Summe also ein kleines Tonstudio. Anstelle von Input 3 und 4, kann man auch ein Stereo Line-In Signal aufnehmen. Auch das ergibt wieder 6 parallele Spuren. Im Mix bringt der Tascam Portacapture X8 noch 2 Spuren (Stereo) für den Output-Mix dazu und so erhält man am Ende insgesamt 8 Spuren für ein Recording. Als wäre das nicht genug, kann man auch noch über den USB-C Port entweder aufnehmen (vom PC oder Tablet) oder ihn als 8-Track Audio Interface benutzen.
Input 1 und 2 TRRS, TRS, TS und XLR
Die Kapseln sind mit 3,5 mm TRRS (3 Ringe) Klinken ausgestattet. Um andere Quellen anzuschliessen, wird eine TRS (2 Ringe) Klinke verwendet. Wenn ein Instrumentenkabel angeschlossen werden soll, muss das TS Mono Signal auf den linken Kanal der TRS Klinke gehen. Ein normales Splitterkabel tut es vollkommen. Für DI Signale via XLR braucht man einen unbalanced XLR – TRS Adapter. Man kann also 6 Instrumente mit dem X8 gleichzeitig aufnehmen. Am Ende gibt es dazu noch ein kleines Kapitel: Der TASCAM Portacapture X8 als mobiles Studio.
Noise
Ich bin da ja ein wenig empfindlich, weil ich Rauschen – auch nur geringes – nicht mag. Ich hatte schon ein paar Audio-Recorder und mit jeder Generation wurde der Sound besser und das Rauschen weniger. Der Tascam Portacapture X8 rauscht so gut wie gar nicht. Die Preamps im Tascam X8 sind richtig erstklassig. Bei Dynamischen Mikrofonen, wo man naturgemäß den Regler aufreißen muss, lässt sich ein gewisses Rauschen kaum vermeiden, aber das macht der X8 auch noch sehr gut. Zusammen mit einem Triton Audio Fethead bekommt man allerdings den Pegel eines Dynamischen soweit runter, dass auch hier der Sound scheinbar aus dem Nichts kommt. Ansonsten kann man auch auf jeden Kanal ein Noise Gate legen. Das funktioniert Out-Of-The-Box wirklich verblüffend gut. Der Tascam Portacapture X8 ist also ein Garant für rauschfreie Aufnahmen.
Sound
Alle Tascam Redorder, die ich bisher hatte, konnten einen top Sound aufnehmen, Der X8 ist da keine Ausnahme. Zusätzlich kann man die einzelnen Kanäle aber noch mit EQs belegen. Du kannst also schon im Proberaum mit dem kleinen handlichen Ding einen amtlichen Sound zusammenrühren. Als neues Feature im Tascam Lineup, kann der X8 mit 32bit Float aufnehmen und damit einen extremen Dynamic Range erzeugen. Für mich ist das aber kein Anwendungsfall, weil man als Musiker ja doch schon vor der Aufnahme einpegelt und dann mit 16bit hinkommt. Die 32bit Files sind riesig. Wer das also nicht braucht, sollte es auch lassen. Aber: Wenn Du nicht auspegeln kannst, oder nicht weißt, was Dich erwartet, ist das Feature schon extrem attraktiv. Der Tascam Portacapture X8 hat weiterhin noch einen Reverb (Hall) Effekt eingebaut. Das ist für uns als Formation mit Saxophon und Trompete schon sehr geil, weil Hall auf Trompete und Sax einfach viel mehr Tiefe und Dynamik gibt.
All-In In-Ear
Man kann den Tascam als komplettes Mini Studio verwenden. Ich beschreibe mal ein Setup, was für uns funktioniert. Der Tascam ist im Proberaum mittig auf einem Foto-Stativ befestigt. Die Mic-Kapseln sind in XY auf die Drums gerichtet. Auf Port 3 hängt der Bass via DI-Out aus dem Preamp, Port 4 Keys via XLR, Port 5 Trompete (Wireless), Port 6 Saxophone (Wireless). Am Headphone-Out hängt ein Splitter für max. 6 Headphones. Mit Verlängerungen gehen wir mit unseren In-Ears direkt in den Ausgang des Tascam Portacapture X8. Einmal eingepegelt, hat jeder einen geilen Sound im Ohr und wenn’s gut gelaufen ist, nehmen wir den Track auf. Das wäre die kleinste Lösung. Besser funktioniert das natürlich, denn man den Line-Out in einen Mixer für die IEM leitet.
Drums
Drums lassen sich über die Internen Mics ganz ordentlich bis exzellent aufnehmen, wenn man die richtige Position gefunden hat. Je dichter am Set und je niedriger der Pegel, desto besser. Dicht dran bedeutet aber, das auch in XY Konfiguration ein deutlicher Stereoeffekt entsteht. Hier kommt das besser, wenn man 2 externe Mics an Eingang 1 und 2 anschließt. Naja und der Raum sollte eine gute und gedämmte Akustik haben, aber das ist ja nicht spezifisch für den Recorder. Alles in Allem bekommt man mit dem Tascam X8 wirklich hochwertige Aufnahmen der ganzen Band hin. Die Kapseln haben allerdings die Neigung etwas zu viel Umgebungsgeräusche aufzunehmen, d.h. der Drumtrack hat dann Nebengeräusche. Bläser sollten auf keinen Fall in Richtung des Tascam spielen, wenn man saubere Drums haben will.
Handling
Das Gerät ist für seinen enormen Funktionsumfang zum einem sehr handlich und durch die Kombination aus Touchscreen und Controls sehr gut zu bedienen. Schade ist, dass die Software auf dem Gerät nur sehr eingeschränkt Nutzen aus dem Rotary Encoder zieht. Man kann mit dem Drehrad einzig und alleine den gewählten Pegel verstellen. In allen anderen Funktionen und Menüs ist der Regler unverständlicherweise funktionslos. Der Touchscreen funktioniert allerdings exzellent und auch das Display ist sehr gut abzulesen. Das Gehäuse ist komplett aus Kunststoff. Der wirkt zwar recht hochwertig, aber ich glaube kaum, dass er einen Sturz schadlos übersteht. Besonders das Plastik der Mic-Kapseln wirkt nicht vertrauenserweckend. Wir kennen das aus der Praxis im Proberaum oder Live doch alle: Du fummelst in der Hecktik an deinem Gear herum und zack, flutscht Dir irgendwas aus der Hand, oder der Drummer taumelt versehentlich auf dem Weg zum Hocker über den Recorder, der samt Stativ natürlich genau auf die Mics knallt. Murphy lässt grüßen. Ich würde echt empfehlen, die Mic Kapseln grundsätzlich abzunehmen, so sie nicht gebraucht werden.
Software
Typisch Tascam. Wenn man die DR Serie kennt, ist man beim X8 sofort zu hause. Im Guten, wie im Schlechten. Sogar die antike Beschränkung auf max. 20 Zeichen lange Dateinamen hat der X8 noch. Für mich kein Thema, da ich die Files immer automatisch nach Datum plus fortlaufende Nummer erstellen lasse, aber eben nach wie vor nur 20 Zeichen und max. 3-fache Ordnerverschachtelung. Man könnte fast meinen, dass auf der modernen Hardware eine Emulation eines DR-40X läuft 😉 – Ansonsten aber alles sehr nett gemacht, wenngleich man am Anfang öfter mal das Handbuch braucht. Selbsterklärend ist der X8 nicht. Dafür ist das Handbuch aber sehr gut gemacht und erklärt alles wirklich gut.
Wireless
Mit dem kleinen optionalen Bluetoothadapter, kann man den Tascam Portacapture X8 mit einer Smartphone-App verbinden. Das einzige Feature ist aber, dass man den Bildschirm des Tascam auf dem Smartphone sieht und bedienen kann. Quasi eine Remote Anwendung. Ich persönliche habe nach sehr kurzer Zeit festgestellt, dass diese Bluetooth Anwendung für mich vollkommen wertlos ist. Zum einen steht der Tascam beim Aufnehmen ohnehin in meiner unmittelbaren Umgebung und während der Aufnahme bediene ich das Gerät als Musiker sowieso nicht. Einen echten Sinn würde der Adapter erst dann ergeben, wenn ich damit Dateien übertragen könnte. Es hat etwas gedauert, aber inzwischen finde ich die App-Fernsteuerung schon ganz hilfreich.
Strom
Der Tascam Portacapture X8 läuft über entweder 4 AA Batterien, oder über den USB Port. Ich benutze 4x Eneloop Pro Akkus, wenn ich Ihn über „Batterie“ betreibe – was auch meistens der Fall ist. Mit einem frisch geladenen Satz Eneloop Pro läuft der X8 ganz realistische 4 Stunden am Stück, bis mich das Akkusymbol nervös macht. Wie lange er tatsächlich auf Akkus läuft, habe ich nicht gestestet, aber es werden wohl an die 7 Stunden sein. Wenn ich den X8 live dabei habe, um die Vibes einzufangen, oder im Proberaum, dann befindet er sich in der Regel ja in unmittelbarer Umgebung zu meinem Zoom B2 Four und damit versorge ich den Tascam Portacapture X8 zusammen mit dem B2 über meine USB Powerbank. Damit ist die Laufzeit des X8 scheinbar endlos. Die Powerbank ist mit 30000mAh angegeben, also ein normales Ding, wo man das Handy runde 5x aufladen kann.
Live Recording
Wenn Du onstage das Monitorsignal abgreifen kannst, was jenseits eines Kneipengigs ja möglich sein sollte, dann kann man natürlich optimal den X8 zum Aufnehmen benutzen, ohne das Gerät dem Tontechniker zu überlassen. Dazu ein kleiner Tip: Wenn das Monitorsignal Mono ist, dann muss man vor der Aufnahme im Mixer das Signal auf Mono umstellen, sonst ist der Mix-Track nur auf dem linken Kanal. Alternativ leitet man einfach 2x Monitor-Mono in jeweils Channel 3+4 oder 5+6 und lässt den Mix auf Stereo. Ist halt doof, wenn man das erst merkt, wenn man auf dem Weg nach Hause im Auto den Tascam Portacapture X8 via Line-Out an Aux-In des Autos anschließt und der Sound nur aus den linken Speakern kommt 😀
Sachen die im Stereo Modus nur über einen Kanal gelaufen sind, lassen sich im Playback leider nicht als Mono ausgeben, weil die Schaltfläche für Mono-Stereo auf dem Mixkanal im Playback inaktiv ist. Vielleicht gibts da von Tascam mal ein Update. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur zu blöd, das richtig zu bedienen. Ist leider echt nicht intuitiv.
Was noch fehlt
Das kleine Ding kann so viel und schon klar, es ist „nur“ ein Audio-Recorder, aber es wäre extrem nützlich, wenn es einen XLR Monitor Ausgang gäbe, auf dem man wahlweise einen der 6 Kanäle oder den Mix legen könnte und den man auf pass-trough schalten kann. Man kann über den Line-Out tricksen, aber ein echter symmetrischer Ausgang wäre nice. Und am besten wäre es sowieso, wenn man in der Größe des X8 ein komplettes Tonstudio hätte… 😉
Der TASCAM Portacapture X8 als mobiles Studio
Wie weiter oben schon erwähnt, kann man auch die beiden Ports der Mikrofonkapseln als normale Inputs benutzen und dazu gibt es hier ein kleines Beispiel:
Dazu ist etwas Zubehör nötig. Damit wie hier im Beispiel 4 Musiker über Kopfhörer monitoren können, kommt der Zoom ZHA-4 als 4-fach Kopfhöhrerverstärker am Lineout des Tascam zum Einsatz. Der Zoom ZHA-4 hat ordentlich Output-Power, ist sehr rauscharm und läuft entweder auf 2 AA Batterien, oder USB-C. Oben im Bild ist an Port 2 ein XLR-TRS Adapter angeschlossen. Wichtig: Es muss ein unsymmetrischer XLR-TRS Adapter sein! Mit diesem Adapter kann jede beliebige DI Quelle an den Mic-Port angeschlossen werden. Außerdem – als Beispiel – ist hier am Port 1 einfach ein TRS-TRS Kabel mit iPhone-Adapter angeschlossen. Wir verwenden das beispielsweise, um einen Klicktrack mit einer Metronom-App zu erzeugen. Das Signal ist natürlich dann Mono. Mit diesem Setup, kann man z.Bsp: 2 Kanäle Drums, 1x Bass, 1x Gitarre, 1x Gesang, 1x Metronom parallel aufnehmen und die 4 Musiker haben über den Zoom ZHA-4 das Monitorsignal auf den Kopfhörern. Wer jetzt noch mit einem e-Drumset aufnimmt, kann aus einer Live- bzw. Proberaumsituation heraus absolut exzellente Aufnahmen anfertigen. Natürlich kann man den Tascam X8 mit diesem Setup auch direkt an ein Macbook oder iPad anschliessen und direkt in die DAW aufnehmen. Das ganze Zeug passt locker in den Gigbag.
Fazit
Die echte Stärke des Tascam Portacapture X8 ist das geringe Rauschen und natürlich die exzellente Klangqualität. Wer also gesteigerten Wert auf den besten Sound legt und Vielseitigkeit bei den Inputs braucht, der ist beim X8 genau richtig. Wer etwas extrem Robustes für die nächste Tour braucht, ist hier warscheinlich nicht gut bedient. Aber wie auch immer: Der Tascam ist der mit Abstand beste Audio-Recorder, den ich jemals hatte und stand heute wüsste ich auch nicht mehr, was ich mehr bräuchte, denn die Audioqualität dürfte sich kaum noch hörbar steigern lassen.