In der eBay Anzeige überschlugen sich die Superlativen in nur zwei Sätzen: „Revue 400 SE im Bestzustand. Löst aus, voll funktionsfähig.“
Leider ist das hier die nüchterne Bestandsaufnahme:
In einem derartigen Zustand, kann man die Kamera eigentlich nur noch als Ersatzteilspender betrachten. Hier sieht man es wieder deutlich: Nur weil die Kamera auslöst und den Film transportiert, heißt das nicht, dass sie funktionsfähig ist.
Das Positive an der Sache ist: Nach der ersten Prüfung mit einem Ersatzbatteriefach und improvisierter neuer Verdrahtung mit einer spannungsreduzierenden Diode, funktioniert der Belichtungsmesser korrekt – auch ohne Nadel – und der Copal Verschluss sowie die Blende arbeiten richtig. Die Linsen sind sauber und klar. Die Basis ist recht gut.
Nach der Reparatur und Reinigung, wird die Kamera wieder wie neu funktionieren, aber hier sind um die zwei Stunden Arbeit fällig.
Update:
Nach der abschließenden Reinigung des Meßsuchers, wird diese Revue 400 SE wieder für sehr viele Fotos fit sein.
Update 2 – Finale:
… fast alles gut. Die Reparatur ist abgeschlossen und die Revue 400 SE funktioniert wieder vollständig. Mit dem kultigen „Film“ Zeiger ist sie natürlich nicht mehr „original“ und bei diesem Exemplar ist ein Meßsucher verbaut, der sich in der Vertikalen nicht justieren lässt. Vielmehr müsste hier der Meßsucher komplett entfernt und der Haltewinkel für die Projektionslinse nachgebogen werden, weil die schöne Kamera leider einen leichten vertikalen Versatz des Meßflecks zeigt. Da man mit diesem Mangel aber problemlos scharfe Bilder anfertigen kann, wird diese Revue 400 SE diesen kleinen Makel auch behalten. Das Linsensystem ist in einem perfekten Zustand.
Torben 15. Februar 2019
Wie funktioniert das mit der Diode? Habe auch diesen Beli verbaut.
Würdest du die Kamera auch verkaufen wollen?
Matz 15. Februar 2019 — Autor der Seiten
Einfach ausgedrückt: Die Diode lässt Strom nur in eine Richtung durch, hat dabei aber die Eigenschaft nicht alles durchzulassen. Ich verwende eine Diode, die ziemlich genau 0,2V Verlust erzeugt. Damit wird der Belichtungsmesser nur noch mit 1,35V versorgt, wenn man eine 1,55V Batterie verwendet. Die Diode wird in die Zuleitung zum Batteriefach gelötet.
Die Kamera ist leider schon verkauft.
Gruß, Matz
Peter 18. September 2019
Hallo Matz,
Tolle Seite und vielen Dank für die Infos. Ich habe schon eine Revue 400 SE teilzerlegt bei mir auf dem Tisch liegen, weil mit dem Verschluss etwas nicht stimmt. Gefühlt kommt immer die gleiche Verschlusszeit raus (habe noch nicht nachgemessen), aber die 1/8 Sekunde ist mit Sicherheit viel zu schnell. Die Objektivplatte ist schon ab, alle Kabel abgelötet und die vordere Linsengruppe inkl. allem was man von vorne entfernen konnte ist auch schon raus, aber so einfach kommt man wohl nicht an die Verschlussinternas ran. Kannst du mir einen kleinen Tipp geben wie ich die Verschlusseinheit rausbekomme?
Viele Grüße, Peter
Matz 18. September 2019 — Autor der Seiten
Hallo Peter, die gesamte Einheit ist mit einem Sicherungsring um die Rücklinse befestigt. Dieser Ring lässt sich mit einem Spannschlüssel gegen den Uhrzeigersinn lösen. Hast Du die Einheit entnommen, kannst die 3 Schrauben an der Rückseite wieder festziehen. Die Zeiten sollten dann wieder stimmen. Das ist ein sehr typisches Problem der 400 SE. Gruß, Matz
Peter 19. September 2019
Hi Matz,
Danke für den Tipp, hat geklappt. Hätte ich mir auch denken können, im Regelfall sind die kritischen Komponenten ja immer recht einfach zugänglich. Ich hatte auch die Hoffnung, dass das Problem behoben ist wenn ich die Schrauben anziehe, die waren nämlich ziemlich lose, aber das Problem war immer noch da. Ich habe den Verschluss jetzt weiter zerlegt, konnte auf die Schnelle aber nichts offensichtliches feststellen. Ist nicht mein erster Zentralverschluss, aber die anderen Verschlüsse die ich zerlegt habe waren deutlich älter (Prontor, Compur), da konnte man das Zeitenwerk für die langsamen Zeiten einfach ausbauen und unter die Lupe nehmen. Ich bleibe dran.
Vielen Dank für die schnelle Antwort, ich weiß das wirklich sehr zu schätzen.
Grüße, Peter
Matz 19. September 2019 — Autor der Seiten
Hallo Peter, bei diesem Verschluss ist zu 99% das Problem, dass die Zeitenscheibe nicht korrekt aufliegt. Das solltest Du nochmal genau kontrollieren. Möglicherweise wurde der Verschluss auch schonmal gewartet. Ich sehe es in der Werkstatt oft, daß die Besitzer oder Bastler das Hemmwerk geölt oder gefettet haben. Das darf nicht sein. Es kann daher auch helfen das Hemmwerk zu entfetten.
Gruß, Matz
Peter 19. September 2019
Hi Matz, ich war jetzt nochmal dran, wenn ich die 1/8tel Sekunde mehrfach hintereinander betätige, dann setzt das Hemmwerk manchmal ein, aber ziemlich unregelmäßig. Ich hab das Hemmwerk im eingebauten Zustand auch mal mit Waschbenzin beträufelt, aber dann habe ich das Gefühl dass es temporär eher schlechter wird als besser. Du meinst wenn es geölt/gefettet wurde, dann könnte es zu dem Fehlverhalten führen?
Grüße, Peter
Matz 19. September 2019 — Autor der Seiten
Hallo Peter,
Fett und/oder Verschmutzung ist meist das Hauptproblem. Beträufeln mit Benzinum reicht aber nicht. Am besten badet man das Bauteil, damit die mögliche Verunreinigung in ausreichend Lösung gehen kann und badet dann in Isopropanol, um alle Reste verdunsten zu lassen. Es kann natürlich sein, dass das Hemmwerk eine Beschädigung hat, dann hilft natürlich keine Form der Reinigung. Sowas lässt sich aber aus der Ferne schlecht beurteilen.
Gruss, Matz
Peter 21. September 2019
Hey Matz, viele Versuche später glaube ich nun dass das Hemmwerk einen Defekt hat. Ich bilde mir ein auf einer Welle haben sich zwei Zahnräder voneinander gelöst, die eigentlich übereinander sitzen müssten damit die Übertragung richtig funktioniert. Je nach Winkel liegen die Zahnräder mal aufeinander – dann klappt es – und wenn sie nicht aufeinander liegen (z.B. wenn ich den Verschluss nach unten halte), dann klappt es nicht und die Zeit läuft ohne Verzögerung durch. Du hast nicht zufällig ein Hemmwerk über?
Nochmals vielen Dank für Deine Zeit.
Grüße, Peter
Matz 22. September 2019 — Autor der Seiten
Hallo Peter, ich schaue mal nach, was so im Lager liegt und schicke Dir eine Mail. Es klingt aber so, als würden die Schilde nicht korrekt sitzen. Die Wellen im Hemmwerk sitzen oben und unten in je einem Schild. Diese sind mit einer Verschraubung gesichert. Sollte die Verschraubung gelöst sein, können einzelne Wellen aus ihrer Lagerung springen. Möglicherweise kann man da noch etwas machen 😉 Normalerweise bekommt man die Hemmwerke der 400 SE nicht kaputt.
Gruss, Matz
Peter 7. Oktober 2019
Hallo Matz, hattest du zwischenzeitlich mal Zeit nach Ersatzteilen zu schauen? Komme grad aus dem Urlaub zurück und die Kamera liegt immer noch teilzerlegt bei mir auf dem Tisch, wäre schade wenn ich sie mit Defekt wieder zusammenbauen muss.
Viele Grüße,
Peter
Matz 7. Oktober 2019 — Autor der Seiten
Hallo Peter, ja – ich habe nachgesehen und 3 komplette Verschlusseinheiten gefunden. Schicke mir bitte mal eine Nachricht über die Kontaktseite, damit das mit der Email klappt.
Gruss, Matz
Karin Billanitsch 27. März 2020
Hallo Matz,
ich habe eine Revue 400 SE, mit zerbrochenem Glas vorne. Lässt sich das noch reparieren?
Hast Du eventuell ein Ersatzteil?
Grüsse
Karin
Matz 28. März 2020 — Autor der Seiten
Hallo Karin,
ich habe Gläser vorrätig. Am besten schickst Du eine Nachricht über die Kontaktseite.
Viele Grüße, Matz
Robin 21. Februar 2022
Hey,
ich sitze gerade vor meiner demontierten Revue 400SE. Ich hatte das selbe problem mit dem Messucher, wie oben beschrieben. Die Kamera funktioniert einwandfrei, doch meine Belichtungsanzeige war einfach nciht mehr vorhanden. Wie hast Du den Zeiger denn an die Messnadel bekommen?
Kann ich diesen einfach mit sekundenkleber ankleben??🤔
Danke für die Hilfe
Gruß
Robin
Matz 21. Februar 2022 — Autor der Seiten
Hallo Robin,
in diesem Fall hier habe ich UV härtenden Optikkleber verwendet. Ein Epoxyidharzkleber geht natürlich auch.
Gruß, Matz
J-PIERRE 4. April 2022
Hallo, guten Abend,
Habe heute mit Interesse, ihren blog betr. Revue 400SE entdeckt.
Ist der log immer noch aktiv?… Da ich Ihr Wissen bräuchte..
Im Voraus besten dank und grüsse.
J-Pierre.
Matz 10. April 2022 — Autor der Seiten
Ja sicher, der Blog ist aktiv.
Gruss, Matz
Jean-Pierre KIRSTETTER 15. April 2022
Hallo März,
meine neulich gekaufte Revue 400 SE (auf der ‚Bay) macht mir kleine sorgen.
Sieht aus wie Neu, loest aus in jeder Verschlusszeit, blende groß geöffnet, normal ohne Batterie…
Nun die graue Seite :
-> belichtungsmesser jagt auf 16 nach einlegen der Batterie (675 für Hörgerät-habe gelesen dass die für Test geeignet wäre).
Keine änderung nach Stellung jeder verschlusszeiten oder DIN zahlen ; immer am oberrand!
Batterie raus : senkt sanft nach unten. Warum?
Die verschiedene Löcher der DIN bedienung bewegen sich sanft vor der Celle.
Die verschiedene loetstellen sehen gut aus – und reagieren mit Strom Tester.
Gibt’s im Inneren des objektiv noch welche Strom Kontakte? (Noch nicht geöffnet).
Ihr Wissen würde mir sehr helfen diese schöne licht-box wieder in’s klicken zu bringen.
Grüsse J-Pierre
Federica 4. Juli 2022
Good Morning,
I got an old Revue 700 El from my grandma. The camera seems in good condition, despite the light seals that are sticky and almost gone. how can those be changed?
Also, The battery for the exposure measurement licked and left a green oxidized color on the battery contacts. I clean it but doesn’t look so good.
Do you think the camera can still work for amateur pictures?
Martin 3. November 2024
Der Messsucher kann sehr wohl horizontal als auch vertikal justiert werden. Kein verbiegen notwendig. Die vertikale Stellschraube befindet sich gleich auf dem Schaft des kleinen Spiegel.