Zwischen 1967 und 1970 gab es neben äußerst populären Kameras wie der Konica Auto S2, auch ein paar sehr wenig bekannte kompakte Messsucherkameras. Die Fujica Compact Deluxe ist so eine Unbekannte. Sie ist nicht nur wenig bekannt, sondern auch äußerst interessant und kann ein paar Dinge, die nur wenige Kameras dieser Gattung konnten.
Denkt man zurück an das Erscheinungsjahr 1967, dann trägt die Fujica Compact Deluxe ihren Namen zurecht: Kompakt ist sie wirklich, vor allem im Vergleich zu den Konkurrentinnen der Zeit. Sie ist spürbar kleiner als eine Konica Auto S2, aber auch nicht so klein, wie eine Konica Auto S3. Die Fujica liegt dazwischen und ist dabei auch noch angenehm leicht.
Überblick
Auf den ersten Blick wirkt die Fujica Compact Deluxe so, als wäre sie eine typische Meßsucher Kameras der 1960er Jahre, doch auf dem zweiten Blick erkennt man etwas, was man vielleicht schonmal bei einer Voigtländer Vitessa gesehen haben könnte: Das Fokusrad auf der Rückseite und die Entfernungsskala auf dem Topcover.
Fokussiert wird nicht durch Drehen am Objektiv, sondern mit einem Daumenrad auf der Rückseite. Eine Skala auf der Oberseite gibt Auskunft über die eingestellte Entfernung. Der Stellweg ist sehr kurz. Mit einer Daumenbewegung lässt sich von Unendlich bis Naheinstellgrenze von 0,9m fokussieren. Für ein so lichtstarkes Objektiv mit einer maximalen Blende von 1:1.8 ist das schon eine Herausforderung. Exaktes Fokussieren bei Offenblende ist nicht gerade leicht. Einen Vorteil hat das Ganze aber: Man kann die Fujica Compact Deluxe mit einer Hand fokussieren, auslösen und spannen.
Strom – mit und ohne
Auf der Oberseite befindet sich die Anzeige des eingebauten Belichtungsmessers. Die Messung erfolgt mit einer CdS Zelle im Objektiv und ist auch im manuellen Modus aktiv. Als wäre das nicht schon ein hervorragendes Feature, verwöhnt die Fujica Compact Deluxe mit Silberoxid Batterien als Energiequelle. Ja, richtig gelesen: Die Fujica wird nicht mit Quecksilberbatterien betrieben, sondern mit einer heute ganz normalen SR44 Silberoxidbatterie. Die Kamera kann auch ohne Batterie voll verwendet werden.
Der Meßsucher
Bei einer Messucherkamera ist der Meßsucher das Entscheidende. Die Vergrößerung liegt bei klassenüblichen 0,7x zusammen mit einer mittelgroßen Messbasis. Eine Parallaxenkorrektur hat er nicht, dafür aber entsprechende Markierungen im Leuchtrahmen. Der Meßsucher glänzt mit seiner Erkennbarkeit. Kaum eine kompakte Meßsucherkamera hat einen derart kontrastreichen und perfekt erkennbaren Meßsucher. Die Fujica schiebt sich mit diesem Sucher noch vor den Klassenprimus Konica Auto S2. Wenn die Fujica nicht dieses Daumenrad zum fokussieren hätte, sondern einen Ring am Objektiv, der wenigstens eine halbe Umdrehung macht, wäre sie die Fokussierkönigin geworden.
Filmtransport
Der Transporthebel ist an der Unterseite der Kamera angebracht. Diese Position ist konsequent gewählt, denn durch die kompakten Abmessungen und den für die damalige Zeit großen Belichtungsmesser, ist an der Oberseite kein Platz für den Hebel. Das sieht vielleicht komisch aus, lässt sich aber gut bedienen. Das Bildzählwerk liegt ziemlich versenkt in der Kamera und lässt sich schlecht ablesen. Fuji hat auf ein Lupenglas vor dem Zähler verzichtet, was bei der Position und Größe der Anzeige mehr als sinnvoll gewesen wäre.
Objektiv und Verschluss
Der Begriff Fujinon weckt Erwartungen und das darf er auch. Wenn Fujifilm für etwas bekannt ist, dann für ihre herausragenden Linsen. Nicht erst seit der Fuji X Serie wissen wir das Fuji Glas zu schätzen. Fujica hat in der damaligen Werbung gesagt, dass dieses 45mm 1:1.8 Fujinon das beste ist, was sie je gebaut haben. Das Objektiv ist tatsächlich sehr scharf und kontrastreich. Ob es wirklich Fujis bestes Objektiv zu der Zeit war, darf vielleicht etwas angezweifelt werden – jedenfalls würde ich sagen, dass das 55mm 1:1.8 EBC meiner Fujica ST die bessere Linse ist, aber ohne jeden Zweifel: Die Optik der Fujica Compact Deluxe ist extrem gut.
Der Zentralverschluss mit Blende ist ein Citizen MXV mit Blitzsynchronisation für Elektronenblitze und Blitzlampen. Der Verschluss ist unglaublich leise.
Die Fujica Compact Deluxe ist ein Blendenautomat, d.h. man wählt eine Verschlusszeit und die Kamera wählt automatisch die Blende. Es kann aber jederzeit Blende und Verschluss manuell eingestellt werden. Die Ringe für Blende und Verschlusszeit sind sehr dick und sehr gut greifbar. Die Bedienung ist vorbildlich und hätte auch so mancher anderer Kamera sehr gut getan. Die Olympus 35 RD ist nur unwesentlich kleiner, hat aber fast unbedienbare Einstellringe.
Fakten
- 45mm 1:1.8 Fujinon 6 Elemente in 4 Gruppen
- Citizen MXV mit Verschlusszeiten von 1/1 bis 1/500 und B, internationale Teilung
- Vorlaufwerk ca. 10 Sekunden
- Mischbildentfernungmesser mit festem Leuchtrahmen
- Einspiegelung der Blende und Fehlbelichtungswarnung
- Blende 1.8 bis 22 in ganzen Stufen
- ASA 25 bis 400
- Betrieb mit SR44 Silberoxid Batterien
- Blendenautomatik oder manueller Modus
- CdS Belichtungsmessung
- Zubehörschuh
- PC Synchronbuchse
- Stativgewinde
Die Fujica Compact Deluxe findet man heute nur noch sehr selten. Einem Meßsuchersammler würde ich die Kamera sofort empfehlen. Wer eine Meßsucherkameras als analoges Arbeitspferd sucht, der ist mit einer Konica Auto S2 oder Canonet G-III QL17 besser bedient.
Die Kamera hier im Beitrag
Sie war ein Zufallsfund bei einer Anzeigenplattform und wurde als defekt angeboten. Das Batteriefach war komplett zerstört. Eine ausgelaufene Batterie hatte eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Die Verkabelung war komplett korrodiert und der Massekontakt fehlte zur Hälfte. Die Kamera hatte einen gescheiterten Reparaturversuch hinter sich: Die Blende war nicht mehr gekoppelt und 2 Lamellen beschädigt. Die CdS Zelle war herausgebrochen und die Optik komplett dejustiert. Das Bildzählwerk wurde in einer falschen Position fixiert.
Um diese Fujica Compact Deluxe wieder funktionsfähig zu bekommen, wurde die Objektiveinheit komplett zerlegt, die Blende repariert, die Blendenkupplung wiederhergestellt, der Verschluss gereinigt, die CdS Zelle neu verlötet und die Verkabelung erneuert. Das Batteriefach wurde geeinigt und ein neuer Massekontakt wurde handgefertigt und verchromt. Das Optische System und der Entfernungsmesser wurden mit Hilfe des Autokollimators exakt justiert. Alle übrigen Teile wurden gereinigt. Das Zählwerk wurde abschliessend in die richtige 0 Position gedreht.