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Olympus 35 RD – Review 2019

Bisher waren die handlichen Meßsucher von Olympus hier nicht vertreten. Mit diesem Review ändert sich das jetzt. Die 35 RD war als Nachfolgerin der 35 SP die letzte Meßsucherkamera von Olympus und sie kann von sich behaupten anders zu sein. Zumindest im Inneren, denn äußerlich sieht sie aus, wie alle Kompaktkameras mit Mischbildentfernungsmesser.

Während in den Siebzigern sich ganz viele Kameras dieser Art verblüffend ähnlich waren und wir von einer Reihe von Modellen wissen, dass sie technisch vollkommen identisch sind, folgt die Konstruktion einem Olympus-eigenen Weg. Der Schwingspiegel des Meßsuchers steht frei mehr oder weniger neben dem Suchergehäuse, der Belichtungsmesser sitzt neben der Batterie im Boden der Kamera und überträgt seinen Meßwert mit Hebelchen zur Nadel im Sucher und der Selbstauslöser liegt oben auf dem Chassis.

Man muss den Auslöser drücken, um zu sehen welche Blende wohl gewählt werden wird und besonders verwirrend ist die Überbelichtungsanzeige und -sperre, die vor der f1,7 Markierung liegt. Müsste die Kamera also mehr als f16 einstellen, bleibt die Nadel nicht rechts neben der 16 Markierung stehen, sondern wandert nach links neben die f1,7 in den roten Bereich. Das ist natürlich eine Frage der Gewöhnung, aber nicht gerade eine elegante Lösung. Darüber hinaus ist die Skala im Sucher nicht linear und f2,8 ist schon in der Mitte der Anzeige. 5,6 und 11 werden mangels Platz nur als Punkte dargestellt. Das Drehspulinstrument im Boden der Kamera zeigt dabei immer den gemessenen Wert und lässt sich nicht abschalten. Die Information der Messung wird aber nicht sichtbar gemacht und so gesehen regelrecht verschenkt. Die Konstruktion wirkt an dieser Stelle nicht durchdacht.

Von Oben betrachtet…

Die Olympus lässt sich voll manuell steuern. Leider befindet sich am Blendenring, der sehr dicht am Gehäuse liegt, kein Tab zum anfassen, wie etwa bei der Minolta Hi-Matic 7s II. Daher ist das Verstellen der Blende eine sehr fummelige Angelegenheit. In der Praxis sollte man also Zeit und Geduld haben, oder lieber die Blendenautomatik verwenden, die einen sehr guten Job macht.

Damit sei nun auch fast genug mit der Kritik. Bevor es zu den Highlights übergeht, sei noch der Sucher erwähnt. Er ist klein und mittelmäßig gut erkennbar. Im Ranking muß er sich leider noch hinter der Revue 400 SE anstellen, denn in dunklen Bereichen ist der Meßfleck der 35 RD nahezu unsichtbar. Das Meßsuchererlebnis spricht also nicht für die Olympus.

Doch die paar Nachteile in Konstruktion und Handling macht die Olympus mit einer Objektiveinheit wett, die ihres Gleichen sucht. Der Seiko Verschluss ist leise und hat einen regelrecht erwachsenen Sound. Er ist sehr gut getimed und liefert präzise Zeiten. Die CDS Meßzelle erfasst einen perfekten Bildwinkel und sorgt für eine leicht mittenbetonte Messung. Insgesamt ist die Belichtungsmessung die harmonischste aller kompakter Meßsucher.

Olympus 35 RD, 40mm f1:1.7 F.Zuiko

Die Abbildungsleistung des 40mm F.Zuiko ist auf allerhöchstem Niveau. Eine Konica Auto S3 und eine Canonet G-III liefern hier auch keine besseren Bilder mehr. Die Vergütung der Optik ist herausragend und sorgt für unglaublich kontrastreiche Bilder.

Die Kamera verwendet relativ viel Kunststoff für eine Kamera dieser Zeit, ist damit aber auch angenehm leicht. Eine fast gleichgroße Canonet G-III bringt gute 100g mehr auf die Waage.

Die 35 RD wird zu recht hohen Preisen gehandelt, was sich eigentlich so nicht rechtfertigen lässt. Eine Canonet G-III QL 17, die aktuell (Mai 2019) eher günstiger gehandelt wird, ist die eindeutig bessere Kamera. Das sollte aber keinen Olympusfan abhalten. Im Gegenteil. Die Olympus 35 RD lebt von ihrer fantastischen Optik und ist daher immer eine gute Wahl.

Die Fakten:

  • 40mm f1:1.7 F.Zuiko
  • kleinste Blende f16
  • Verschlusszeit 1/2 bis 1/500 Sek. und B
  • Naheinstellgrenze 85cm
  • ASA 25 bis 800
  • Selbstauslöser
  • Doppelbelichtungssperre
  • Überbelichtungssperre
  • Betrieb mit einer Varta V625U möglich
  • Mischbildentfernungsmesser mit Leuchtrahmen
  • Markierung für Parallaxenkorrektur
  • CDS Belichtungsmessung
  • Blendenautomatik
  • Blitzautomatik
  • X Blitzsynchronisation, Mittenkontakt und Buchse

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4 Kommentare

  1. Frank Timmann 25. April 2020

    Wo ist in der 35RD Kunststoff?
    Nur Belederung und Filmspule
    sind Kunststoff!!!

  2. Uwe Bartsch 6. Oktober 2021

    Das man bei den Olympus 35 RC und RD immer erst den Ausloeser langsam druecken muss, um den zu erwartenden Blendenwert (mechanisch abgetastet) angezeigt zu bekommen, hat mich immer gestoert. Dabei ist ja besonders die RC in vielen Reviews sehr gehypt worden (Ken Rockwell, etc.)…
    Hier lese ich zum erstenmal, dass das jemand aehnlich sieht 🙂

    Bei der Canonet G-III ist das viel praktischer. Hier folgt der Zeiger auf der Blendenskala direkt der Objekthelligkeit oder der Zeiteinstellung. Daher habe ich die 35 RD wieder verkauft.

  3. Marco van der Zee 5. Januar 2022

    Vielen Dank für den Artikel. Sie sollten mal das Topmodell und Vorgänger der 35RD probieren. Die Linse der 35 SP hat sogar ein zusätzliches Element, somit stark korrigiert. Das leicht größere Kameragehäuse der 35SP bringt dann noch einen Spotmeter und eine Vollautomatik unter. Bin sehr zufrieden mit meiner.

  4. Arne Heeringa 31. Juli 2022

    Ich habe den LC. Das 1.7/42mm Objektiv ist allererste Sahne.

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