Lichtgriff

Messsucher Fotografie, Elektrisches und Bass

Revue 400 SE – Review 2019

Hörtip: Podcast Folge 25 Supertechnik: Die Revue 400 SE

Vorgestellt 1977, erfreuen sich die Revue 400 SE als auch ihre Geschwister heute noch einer großen Beleibtheit. Als aber zu Beginn der Achtziger Jahre die Kunden von Kompaktkameras lieber zu Vollautomatik, Zoom und Autofokus griffen, verblasste der helle Stern der kompakten Meßsucherkameras mit Festbrennweite zunehmend. Das Marketing zu jener Zeit war eine Gratwanderung und davon geprägt, die Revue 400 SE als Schnappschusskamera für den Ottonormalfotografierer anzupreisen. Für 259 Deutsche Mark bekam man damals einen Meßsucher mit einem lichtstarken 1:1,7/40mm Objektiv, Verschlußzeiten von 1/8 bis 1/500, Blendenautomatik, einen giftgrünen Karton, 2 Anleitungen, 1 Knopfzelle mit feinstem Quecksilber und einen Beutel Silica Gel der Marke Fuji.

Die Revue 400 SE (aus dem Jahr 1980) in ihrer Originalverpackung.

Herausragend und vielleicht gar nicht genug gewürdigt, war und ist das Objektiv. Lichtstark auf der einen Seite und unglaublich scharf und hochauflösend auf der anderen Seite. Es ist etwas empfindlich für Gegenlichtsituationen und für den Fall, dass man diesen Effekt brutal verschlimmern möchte, hat man damals den 19,90 DM teueren Skylightfilter vor die Linse geschraubt.
Wer auf diese Art von Filter verzichten kann und sich durch einfachste Mittel beim Fotografieren ins Gegenlicht zu helfen weiss, der zaubert mit der kleinen Revue 400 SE unglaublich gute Bilder.

Ein großes deutsches Warentestinstitut hat die Revue 400 SE im Frühjahr 1977 mit “gut” bewertet. Dem Testergebnis gibt es kaum etwas hinzuzufügen. Doch die Zeit schreitet voran und der Bedarf an manuellen Kameras war damals mehr als gedeckt. Erst seit dem Retrotrend der 2000er Jahre, erleben analoge Meßsucherkameras eine Renaissance.

Heute, 40 Jahre später sind die kleinen Dinger wieder voll im Trend. Wie konnte man damals auf Film fotografieren? Das fragt sich eine junge Generation, die intuitiv nach jedem Foto auf die schwarze Rückwand der Kamera äugt, in der Hoffnung die Bildvorschau zu sehen. Keine Chance, Freunde. Anstatt eines fingernagelgroßen Bildsensors, zieht die Revue 400 SE Wechselsensoren im Vollformat durch. Jedes Bild ein Sensor. Vollformat (habe ich das schon erwähnt?). Damals wurde man von Profifotografen mitleidig angeguckt, wenn man mit dem Kleinbildformat herumhantiert hat – weil man sich kein Mittelformat leisten konnte – und Kleinbild sowieso nicht die optimale Qualität bringt; und so weiter. Es hat sich also nicht viel in den letzten 40 Jahre Fotoszene geändert, oder?
Was sich allerdings geändert hat, ist die heute immer gleiche Qualität des Sensors. Ist ja auch logisch, weil der Sensor fest in der Kamera verbaut ist. Bei der Revue 400 SE hängt das Ergebnis ganz erheblich eben auch vom Film ab. Damals wie heute. Wer der Meinung ist, mit einem günstigen Drogeriemarktfilm die Qualität des Objektivs herauszukitzeln, den muß ich enttäuschen. Wer heute das Optimum aus der Revue herausholen will der muß tiefer in die Tasche greifen und einen Film wie

  • Kodak Ektar 100
  • Kodak Porta 160
  • Fuji Neopan Acros 100
  • Ilford FP4+ 125

nehmen. Die klassischen ASA 200 oder 400 Farbfilme für 5 Euro eignen sich eher dafür die Funktion der Kamera zu prüfen, oder für den Hipster-Lomografen, der sich an richtig schlechten Bildern erst so richtig erfreuen kann. Für den Fall, dass man einen gewissen Anspruch an das fotografische Ergebnis hat, führt kein Weg an einem guten Film vorbei. Und diesen Anspruch kann die kleine Revue 400 SE voll bedienen. Das ist das Besondere an ihr. 86 Linienpaare pro Millimeter kann die Optik auflösen, also ein Potential von ca. 24 Megapixeln, wenn man es schafft diese Pixelanzahl aus dem Negativ herauszuscannen, was in Kombination mit dem Fuji Neopan Across 100 und einem sehr guten Scanner durchaus möglich ist. Rein technisch gesehen, kann man mit diesem Wunderapparat Bilder produzieren, die die Allermeisten nicht von einem hochwertigen Digitalbild unterscheiden könnten.
Viel entscheidender aber ist der Style. Die Farben eines Kodak Portra sind einfach einmalig. So einmalig wie die Farbexplosion eins Kodak Ektar, der digitalste analoge Film auf der Welt, dessen Farbkontraste einzigartig sind. Man kann zwar sehr viel mit der digitalen Bildverarbeitung nachahmen, aber Original bleibt Original.

Nun aber wieder zur Revue 400 SE. Die komplette Kamera passt in eine normale Handfläche und wiegt ca. 445 Gramm. Das Chassis, also der Hauptrahmen im Inneren ist aus Zinkdruckguss hergestellt. Unkaputtbar. Ober- und Unterteil sind aus Messing geformt. Plastikteile findet man nur sehr wenige. Die Mechanik in den Eigenweiden ist gleichermaßen simpel wie robust. Es gibt im Grunde nur sehr wenige Schwachpunkte, die mir beim Reparieren dieser Kameras aufgefallen sind. Der vielleicht größte Schwachpunkt ist die Fertigungsqualität.

Dazu eine kleine Anekdote: Ich hatte eine Kamera zur Reparatur, die nur noch die immer gleiche Verschußzeit feuern konnte. Beim Zerlegen der Kamera sieht man sofort, ob die Kamera schonmal repariert wurde und bei dieser war nach Öffnen der Objektiveinheit klar: Hier ist alles noch original. Der Fehler war dann aber schon etwas verblüffend, denn die Verschraubung des Verschlusses hatte sich gelöst und somit war das Zeitenrad herausgerutscht. Das die Schrauben sich gelöst hatten, war kein Wunder. Alle drei Schrauben waren zu kurz. Es waren kurze Gehäuseschrauben. Sowas kann natürlich passieren, schließlich wurde die Kamera von Menschen zusammengebaut und wir wissen alle, dass dieser Organismus zu Fehlern neigt. Gerne klemmt auch mal der Belichtungsmesser, was zu einem gewissen Grad der Konstruktion gepaart mit Verschleiß geschuldet ist.

Die Revue 400 SE von oben.

Durch die kompakte Bauform, ist das Handling der Kamera auf Reisen, auf der der Straße und wo auch immer Zwischendurch einfach perfekt. Schließlich gibt es auch nicht viel zu bedienen. Die Kamera ist ein Blendenautomat, was bedeutet, dass man eine Verschlusszeit einstellt und die Kamera die dazu passende Blende wählt. Die Blende wird im Sucherfenster durch eine dünne Nadel auf einer Skala von 1.7 bis 16 angezeigt. Die Rasterung im Inneren des Belichtungsmessers stellt die Blende in 1/3 Stufen ein. Dabei kann in dem Moment, wo die Nadel durch den Druck auf den Auslöser festgeklemmt wird, die Nadel auch auf die naheliegenden Rastpunkte rutschen. Man sollte daher auf keinen Fall in 1/3 Blenden rechnen. Dazu fehlt der mechanischen Konstruktion die Präzision. Aber was kümmert uns das bei einem Negativfilm? Richtig: Es ist zu vernachlässigen. Im Grunde kann man daher über die Verschlusszeit die Zeit/Blendenkombination frei wählen.
Wenn man die Kamera eine längere Zeit in der Hand hält, merkt man schon irgendwann, dass die Ziegelsteinform nicht wirklich ergonomisch ist. Dafür hat man aber Kleinbildformat in Handtellergröße.

Der Filmtransport läuft voll mechanisch und spannt gleichzeitig den Verschluss. Wenn eine Revue 400 SE neu ist, bzw. frisch geschmiert wurde, läuft der Transport sehr leichtgängig und fast geräuschlos. Lautere Geräusche, leichtes Haken und ein deutlich spürbarer Widerstand, sind eine Aufforderung der Kamera etwas Gutes zu tun. Der Verschluss ist ebenfalls relativ leise. In der Kombination fällt man mit der Revue kaum auf und drückt nahezu unbemerkt auch in stillen Situationen auf den Auslöser.

Nach jedem Auslösen, aktiviert sich die Doppelbelichtungssperre. Diese Sperre ist direkt an den Filmtransport gekoppelt und kann nicht umgangen werden. Doppelbelichtungen sind daher mit der Revue nicht möglich. Gleichzeitig gibt das manuelle Lösen der Sperre an der Unterseite der Kamera, den Film frei für das Zurückspulen in die Patrone. Wenn man den Film optimal eingelegt hat, bekommt man 38 Bilder auf einen 36er Film. Die Aufnahmespule und die Transportwalze packen ordentlich zu und die Filmführung der Revue 400 SE ist sehr präzise. Aus diesem Grund reicht es aus, den Film in die Aufnahmespule zu stecken und durch den Transporthebel etwas auf Spannung zu bringen. Dann schließt man den Deckel und bewegt den Hebel zum Ende. Wenn sich die Rückspulkurbel mitdreht, ist der Film korrekt eingelegt. Nun 1x Auslösen und 1x Transportieren und das erste Foto kann geschossen werden.

Wenn es der Revue und dem eingelegten Film zu dunkel wird, ist es möglicherweise an der Zeit einen Blitz hervorzuzaubern. Abgekupfert von der Konica Auto S3, verwendet die Kamera ein mechanisch simples aber geniales System, um mit einfachen, manuellen Blitzen korrekt belichtete Bilder zu bekommen. Dazu stellt man den hinteren Ring am Objektiv von der Stellung AUTO auf die Leitzahl des Blitzlichts. Das war es schon. Die Kamera stellt nun die Blende im Verhältnis zur Fokusentfernung und Leitzahl ein. Man muß nur noch fokussieren und auslösen. Das wirklich schöne daran ist, dass dieses System mit jedem auch noch so einfachen Blitz funktioniert, dessen Leitzahl wir kennen. Es muß nichts berechnet, gemessen oder geschätzt werden. Zugegeben: Das System funktioniert nicht, wenn man indirekt blitzt, bzw. hier müsste man mit der Leitzahleinstellung an der Kamera tricksen, um richtig zu belichten. Aber mal ehrlich: Wer zückt denn freiwillig bei einem 1:1,7 einen kleinen Elektronenblitz? Ok, für Beweisfotos an einem Tatort ist das sicherlich brauchbar.

Werfen wir jetzt aber einen Blick auf das Zweitwichtigste an der Revue: Den Meßsucher. Zugegeben: Es gibt größere Meßsucher. Oder Meßsucher mit einer größeren Basis. Und es gibt Meßsucher mit einer automatischen Parallaxenkorrektur. Das alles hat die Revue 400 SE nicht, aber dennoch ist der Meßsucher der Revue mehr als brauchbar. Die allermeisten Kameras, die heute noch im Umlauf sind, haben nie eine Reinigung gesehen und der Meßsucher mit seinen vielen Oberflächen ist nicht abgedichtet. Staub und Beläge hatten also um die vierzig Jahre zeit, den Meßsucher einzutrüben. Ist der Meßsucher neu und wirklich sauber (also auch Innen komplett gereinigt), ist der genauso hell und gut erkennbar, wie bei größeren Meßsuchergeschwistern. Es mangelt ihm eigentlich nur an Abmessung, also reine Größe. Der goldgelbe Meßfleck ist sehr kontrastreich und gut zu erkennen. Fokussieren ist daher ein Freude mit der kleinen Kamera.

Das Fokussieren an der Naheinstellgrenze von 90cm macht allerdings keine Freude. Hier macht sich die kurze Meßsucherbasis bemerkbar.
Übrigens: Auf die Revue 400 SE passt der Nahlinsenvorsatz der Konica Auto S3 mit der Bezeichnung Konica Auto-Up 3. Dieser Vorsatz reduziert die Naheinstellgrenze auf 100 bis 50 cm und korrigiert optisch den Meßsucher. Man kann damit tatsächlich Nahaufnahmen korrekt fokussieren. Achja und noch etwas: Man kann sogar die Linsengruppen zwischen der Konica Auto S3 und Revue 400 SE beliebig tauschen und es kommen immer noch scharfe Bilder heraus. Kurioser Zufall, nicht wahr?

Für wen ist die Revue 400 SE geeignet? Auf jeden Fall für jeden, der die Meßsucherfotografie einfach einmal ausprobieren will. Für alle, die das Motiv über die Technik stellen und einfach ideal für Streetfotografie.

Alternativen: Konica Auto S3, Minolta Hi-Matic 7sII, Olympus 35 RD, bzw. 35 SP. Wer einen konpakten Meßsucher der Extraklasse sucht, dem sei die Canonet G-III QL17 empfohlen.

Fakten:

  • 40mm f1:1,7 Objektiv
  • kleinste Blende F16
  • Verschlusszeiten 1/8 bis 1/500 Sek. und B
  • Naheinstellgrenze 0,9m
  • Mischbildentfernungsmesser
  • Leuchtrahmen mit Markierung zur Parallaxenkorrektur
  • CDS Belichtungsmessung
  • Blendenautomatik
  • Blitzautomatik
  • Betrieb mit einer SR 44 Batterie möglich
  • Doppelbelichtungssperre
  • ASA 25 bis 800
  • X-Sync über Mittenkontakt und Sync Buchse
  • Zentralverschluss synct bei allen Verschlusszeiten

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28 Kommentare

  1. Andreas 16. Februar 2020

    “… und einen Beutel Silica Gel der Marke Fuji.” — hahaha, sehr schön!
    Wieder ein launiger Artikel, macht Lust auf die Kamera!
    Vielen Dank und weiter so,
    Andreas

  2. Michel 24. Februar 2020

    Moin 🙂 Hast Du irgendwelche Tipps zum Fokussieren mit der Revue 400 SE? Angenommen, ich möchte eine Portraitaufnahme machen. Gibt es da irgendwie eine zuverlässige Möglichkeit die richtige Entfernung einzustellen und so das Motiv freizustellen? Liebe Grüße, Michel

    • Matz 24. Februar 2020 — Autor der Seiten

      Hallo Michel,
      die 40mm Brennweite der Revue eignet sich nur bedingt für Portaits, aber mit folgenden Einstellungen solltest Du brauchbare Ergebnisse bekommen: Sorge für einen geringen Abstand zum Motiv und einen großen Abstand zum Hintergrund. Das Motiv sollte nicht weiter als 1,2m entfernt sein. Stelle eine Verschlusszeit ein, die zu einer möglichst kleinen Blendenzahl führt, also am besten 1,7. Wenn es draußen zu hell ist für 1,7, dann schraube Dir einen ND Filter (49mm) vor das Objektiv.
      Gruss, Matz

      • Michel 24. Februar 2020

        Danke für die Tipps, Matz! Also ist es sichersten (im Sinne von: kein verschwommenes defokussiertes Motiv) einfach den Entfernungsring an der Linse auf unendlich zu stellen und in Kauf zu nehmen, dass das Motiv nicht freigestellt wird? Oder würde dann z.B. eine Person, die 2m von mir entfernt steht, unscharf werden, der Hintergrund dafür scharf? Ich habe jetzt schon eine Filmrolle mit der Revue durch, leider habe ich die verwendeten Verschlusszeiten, Entfernungseinstellungen und Blenden nicht mitnotiert und kann jetzt nicht “rekonstruieren”, warum einige Motive unscharf geworden sind. Wollte die Kamera gerne auf einen England-Trip mitnehmen, leider fühle ich mich im Umgang – und damit meine ich vor allem das Fokussieren – nicht gewappnet 😉 Liebe Grüße

        • Matz 24. Februar 2020 — Autor der Seiten

          Michel, Du musst schon immer auf das Motiv scharfstellen. Unendlich hilft dir nicht, weil dann nur der weit entfernte Hintergrund scharf wird. Du musst Dein Motiv so postieren, dass es möglichst dicht an Dir dran ist und möglichst weit vom Hintergrund entfernt. Die Revue kann bis auf 0,9m fokussieren. Je dichter das Motiv an der Kameralinse, je weiter entfernt der Hintergrund und je größer die Blendenöffnung, desto unschärfer der Hintergrund. Bei der Revue ist die maximale Blendenöffnung durch die Blendenzahl 1,7 dargestellt.
          Gruss, Matz

  3. Lukas 24. Mai 2020

    Sehr schöner Artikel, habe diese Kamera echt zu lieben gelernt.
    Leider hatte ich jetzt das Problem mit dem sich längsbewegenden Objektiv. Also einmal blauäugig die Kamera auseinander gebaut bis ich gemerkt habe, ich muss das Objektiv von der Linsenseite her öffnen. Dort entdeckte ich dann, dass von den 3 Schrauben nur noch eine vorhanden ist. Also erstmal neue bestellt, diesmal welche die lang genug sind. Bei der Gelegenheit würde ich aber auch gerne den Rest der Kamera warten (Messucher reinigen, Verschluss schmieren). Leider habe ich keine Infos dazu, wie und wo in der Kamera ich das mache, also primär das Schmieren. Hättest du da vielleicht ein paar Tipps für mich? Ich finde es diese Kameras sollten möglichst lange erhalten bleiben und ich würde mich freuen in dieser Richtung Wissen aufzubauen. Dann könnte meine noch lange Zeit mit mir durch die Welt touren…

    • Matz 3. Juni 2020 — Autor der Seiten

      Hallo Lukas,

      weniger ist beim Schmieren mehr. Bei der 400 SE ist es primär wichtig, dass die sauber ist. Geschmiert wird der innere Objektivtrieb (dazu muss die Kamera fast vollständig zerlegt werden) und alle Punkte, an denen Metall auf Metall gleitet, sowie Lagerpunkte. Ausnahme ist der Verschluss: Da wird fast nichts geschmiert und schon gar nicht mit Öl. Es gibt 2 verschiedene Fette und 2 Öle, sowie ggf. Graphitpulverlösung, was man zur Schmierung verwendet. Es wäre etwas zu komplex, dass hier im Einzelnen zu beschreiben. Ganz wichtig aber: Immer nur wenig schmieren und möglichst eine Dosiernadel verwenden.

      Gruss, Matz

      • Christoph Kersten 12. Oktober 2022

        Hallo Matz,

        auch ich bin jetzt stolzer Besitzer einer Revue 400 SE. Die Kamera macht eigentlich einen guten Eindruck bis auf das anscheinend übliche Wackeln einiger Objektivkomponenten. Gravierender ist, das die die Zeiten ab 1/125 nicht mehr stimmen, dort sind es 1/100, bei 1/250 dann 1/150 und bei 1/500 sind es dann nur noch reale 1/250 Sekunden (mit der Shutter-Speed App gemessen). Wäre der Verschluss innerhalb eines CLA-Services einstellbar, oder ist das schon eine größere Reparatur?

        Gruß, Christoph

        • Matz 14. Oktober 2022 — Autor der Seiten

          Hallo Christoph,
          man kann den Verschluss in kleinen Grenzen einstellen, wenn er richtig sauber ist. Allerdings birgt die Freihandmessung mit der App immer das Problem, dass der Sensor nicht perfekt zentriert in der optischen Achse liegt. Der Zentral Verschluss öffnet sich ja nach aussen und schliesst sich wieder nach innen. Dadurch ergibt sich die längste Öffnungszeit eben nur in der exakten Mitte. Dazu rechnet sich aber auch die Lamellengeschwindigkeit. Als Faustregel kann mit 50% der an-/absteigenden Flanke rechnen. Wenn Deine Lichtquelle zu hell ist, dann läuft die Messung über den gesamten Zyklus mit einem zu hohen Referenziert, was im Ergebnis eine zu niedrige Geschwindigkeit ergibt. Die Fotodiode mit der gemessen wird, darf durch Lichtquelle während der Messung nicht in den Maximalbereich gebracht werden.
          Schnapp Dir einen SW Film mit 100 ASA und fotografiere bei ISO 100 Mittags in den wolkenfreien Himmel, wo zu 1/4 ein Baum oder ähnliches im Bild ist. Die Kamera muss eine Blende 16 wählen. Ist das Negativ dann gut durchgeschwärzt und dennoch kann man durch das Negativ eine Zeitung lesen, dann ist mit der Kamera alles in perfekter Ordnung.
          Ansonsten kann ein CLA natürlich helfen.

          Gruss, Matz

  4. Peter Beyger 17. Juni 2020

    Hallöchen habe auch eine 400 SE und die kann mann mit einer SR 44 betreiben oder ist ein Adapter nötig LG Peter

    • Oliver Kiss 12. September 2020

      Hello Peter, what type of adapter do you recommend? MR-9 maybe? Does it fit in? Thanks

  5. Rainer Michel 5. März 2021

    Hallo Matz,
    Habe mir eine defekte Revue 400 SE zugelegt. Blende bewegt sich nicht mehr. Habe den oberen Deckel entfernt und folgendes festgestellt:
    Belichtungsmesser funktioniert, Einstellzeiger bleibt aber manchmal hängen. Wenn ich Auslöse, wird der Zeiger durch 2 Hebel festgeklemmt. Ich nehme an, der gezahnte setzt den Zeiger fest und der andere tastet die Blendenstellung ab. Blende bewegt sich aber nicht. Der Blendenhebel hat so viel Kraft, dass er den Einstellzeiger manchmal ein Stück nach unten verschiebt.
    Kannst du mit dieser Beschreibung etwas anfangen und mir Weiterhelfen. Ich nehme an, ich muss das Objektiv öffnen?

    Wie immer besten Dank

    Rainer

    • Matz 5. März 2021 — Autor der Seiten

      Hallo Rainer,

      Du musst die Verschlusseinheit ausbauen und wenigstens reinigen. Ich kann Dir an dieser Stelle nur dringend von Reinigungen mit Lösungsmitteln wie Feuerzeugbenzin abraten. Diese Lösungen beheben das Problem nie dauerhaft. Im Gegenteil: Das angelöste alte Fett kann sich dann viel besser verteilen und wenn die Lösemittel verdampft sind, sitzt die Blende wieder fest. Also: Ausbauen, komplett zerlegen, im Ultraschallbad reinigen und ohne Öl oder Fett wieder zusammenbauen. Die 400 SE hat statistisch gesehen sehr wenige Probleme mit festsitzender Blende und Verschluss und wenn da etwas festsitzt, braucht die Kamera ins aller Regel eine komplette Restauration.

      Gruss, Matz

  6. Rainer Michel 8. März 2021

    Hallo Matz,
    Benötige nochmal deine Hilfe.
    Ich habe das Objektiv mit Verschlusseinheit jetzt ausgebaut. Der Verschluss funktioniert, nur die Blende bleibt immer zu.
    Wie komme ich an die Blendeneinheit?
    Muss ich den ganzen Verschluss auseinanderbauen?

    Wie immer, besten Dank

    Rainer

    • Matz 8. März 2021 — Autor der Seiten

      schick mir eine mail, dann können wir das durchgehen. 🙂
      Gruss, Matz

  7. Mirko 16. März 2021

    Hi,
    klasse Artikel! Ich habe die Revue 400 SE ohne Batterie getestet. Ich habe den Eindruck, dass die Blende immer vollständig öffnet (f1.7) beim Auslösen. Die Belichtungszeiten lassen sich verstellen und scheinen sich auch zu verändern. Kannst du bestätigen, dass man die Kamera ohne Batterie verwenden kann, wenn man die Belichtungszeit für Blende 1.7 mit einem Belichtungsmesser bestimmt?

    Viele Grüße,
    Mirko

    • Matz 16. März 2021 — Autor der Seiten

      Hallo Mirko,
      ja, ohne Batterie öffnet die Blende immer komplett auf f1.7. Wenn Du eine Verschlußzeit einstellen kannst, die zu f1.7 passt, kann man mit der 400SE natürlich auch ohne Batterie fotografieren.
      Gruss, Matz

  8. Roland Ehrlich 28. März 2021

    Hallo,

    das war einer der Artikel, der mich zum Kauf einer noch ganz gut erhaltenen Revue motiviert hat, Danke 🙂

    Beim Blick auf den ersten Objektivring, Leitzahlen und Auto, fragt man sich, ob man die Kopplung an die Entfernungseinstellung lösen könnte und dann über diesen Ring die Blende manuell einstellen könnte? Dann hätte man im Prinzip die Himatic 7s II?

    Viele Grüße,

    Roland

    • Matz 28. März 2021 — Autor der Seiten

      Hallo Roland,
      das kann man leider nicht, da die 400 SE anstelle der direkten Blendenansteuerung die indirekte, entfernungsabhänige Steuerung für den Blitz eingebaut hat. Tauscht man die Mechaniken hinter der Objektivplatine aus, dann kann man mit der 400 SE manuell die Blende verstellen.
      Gruss, Matz

      • Max 1. Februar 2023

        Hey Matz,

        also verstehe ich richtig, dass es die Möglichkeit gibt, nach Umbau die Blende manuell zu verstellen? Wäre das denn sinnig oder greift man dann gleich besser zur Himatic 7s II?

        Gruß,
        Max

        • Matz 1. Februar 2023 — Autor der Seiten

          ein “sinnvoller” Umbau ist das eigentlich nicht und die 7sII würde ich in jedem Fall bevorzugen.

          Gruss, Matz

  9. René Wagner 3. Mai 2021

    Hallo, das Objektiv wackelt bei mir (vermutlich wegen den zu kurzen Schrauben). Ich habe also versucht das Objektiv mal aufzuschrauben, aber ich komme nicht weiter als den Objektivdeckel (wo Revuenon draufsteht) abzubauen. Weitere Schrauben zum demontieren finde ich nicht, gibt es dazu irgendwo eine Anleitung?
    Grüße Rene

    • Matz 3. Mai 2021 — Autor der Seiten

      Hallo Rene,
      die Verschraubung des Verschlussbodens befindet sich an der Rückseite des Verschlusses. Um an diese Schrauben zu kommen, muss die komplette Objektivplatine vom Chassis getrennt und danach die Objektiveinheit aus dem Objektivtrieb ausgebaut werden. Erst dann sieht man die Rückseite des Verschlusses. Diese Aktion ist leider zu umfangreich, als dass ich sie Dir aufschreiben könnte.
      Gruss, Matz

      • René Wagner 3. Mai 2021

        Alles klar danke für deine Antwort ich bastel mal ein bisschen dran rum. Hatte nur gedacht, dass man die Schrauben von vorne sehen kann, auf Rückseite bin ich nicht gekommen.
        Vielen Dank Matz

  10. Christian Bacus 17. September 2021

    Hallo Matz,
    ich habe mir einen “Blindflug erlaubt” und auf einem Großkonzernflohmarktportal eine Revue 400SE durch einen Nachlass erwerben können.
    Ich habe deinen Bericht über den Gebrauchtmarkt und Kameras in vermeintlich guten Zustand gelesen, so viel vorab 🙂
    Ich bin bewusst vom rein äußerlichen Zustand gegangen, umso positiver war ich über diesen überrascht, als ich die Kamera endlich in den Händen hielt. Das Sahnehäubchen: Da war tatsächlich der Revue UV Filter noch drauf! Die Linse sieht wie neu aus..
    Ich habe mir gleich eine Hörgeräte Batterie besorgt, der Messsucher, die Nadel etc sind super sichtbar und diese steigt und sinkt auch fleißig, wenn ich an der Verschlusszeit was ändere.

    Jetzt kommt das aber: Die Blende an sich. Wenn ich vorne in die Linse schaue und am Blendenring drehe (der nicht festsitzt o.ä.), kann ich nicht erkennen, dass sich die Lamellen auseinander bewegen.
    Ist das normal??
    Falls nein, hast du einen Rat was dies sein könnte? Ich hoffe auf deine Hilfe!

    Vielen Dank im Voraus,

    viele Grüße Christian

    • Matz 17. September 2021 — Autor der Seiten

      Hallo Christian,
      Glückwunsch zur neuen Kamera 😀
      Beim Betätigen des Auslösers ohne Batterie, muss die Blende vollständig öffnen. Tut sie das nicht, sitzt sie wahrscheinlich fest. Das ist normal in dem Alter. Müsste man öffnen und reinigen.
      Gruß, Matz

  11. Christian Bacus 17. September 2021

    Hallo! Danke für die super schnelle Antwort. Dann sitzt sie wohl fest. Ist das ein Hexenwerk oder bekomme ich das als Laie mit Verstand hin? Hast du dazu eine Anleitung o.ä.? Ich habe oben auf eurer Homepage gesehen dass ihr die nächsten 12 Wochen ausgebucht seid 😀 Daher würde ich es mal riskieren falls das machbar ist.. Ist das das Problem der Verharzung?
    Danke schonmal!

  12. Stylianos Pissas 19. Januar 2022

    Hallo Herr Matz,
    ich habe vor 4 Tagen eine l.t. Anbieter unbenutzte Vivitar 35 ES im Top Zustand samt Originalverpackung bei eBay per Auktion für 90 € erwerben können!
    Die Kamera ist vorgestern angekommen und sieht tatsächlich unbenutzt aus.
    Das Objektiv ist absolut klar, die Blendenlamellen sind ganz geschmeidig und schnappen sofort zu, das Gehäuse weist keine Dellen oder Kratzer auf.
    Die Batteriekontakte (Gehäuse) waren ein bisschen rostig, aber nach leichtem Reiben und dem Einlegen einer WeinCell (MRB675) arbeitet auch die Belichtungsmessung.
    Die Lichtdichtungen sind aber alle zerschlissen, kein Wunder nach so vielen Jahren.
    Das große Stück an der Klappe habe ich selbst restlos entfernen können.
    Vielleich habe ich doch Glück mit ihr gehabt!
    Somit sind neue Lichtdichtungen unbedingt notwendig.
    Eine ausgiebige Prüfung mit eventueller Instandsetzung wäre auch sehr wünschenswert.
    Ich hoffe sehr, Sie übernehmen es!
    Mit Dank im Voraus
    und freundlichen Grüßen
    Stylianos Pissas

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